Rezension

Wenn das Leben ein Schokoladenmalheur wäre...

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
von Petra Hülsmann

Bewertet mit 5 Sternen

Die perfekte Sommerlektüre – das ist „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ für mich. Das fängt schon mit dem Schreibstil von Petra Hülsmann an und zwar mit der kleinen, aber feinen Tatsache, dass sie meine Lieblingskombo aus Gegenwart und Ich-Perspektive benutzt und endet damit, dass die Dialoge und auch sonst nichts aufgesetzt wirkt. Hier redet oder denkt niemand geschwollen oder gestelzt, sondern viel mehr wie im echten Leben, teilweise sogar mit Dialekt! Dabei merkt man dann auch deutlich, woher Petra Hülsmann kommt, nämlich aus Hamburg. Dort spielt dementsprechend auch die Handlung und die Leute im Buch grüßen sich grundsätzlich mit einem "Moin". Überhaupt wirkt die ganze Geschichte sehr „hamburgerisch“, was es für mich noch authentischer gemacht hat. Bei einem Charakter ist der Dialekt am krassesten ausgeprägt, bei Knut, dem Taxifahrer. Komischerweise musste ich immer, wenn er etwas gesagt hat, an Udo Lindenberg denken, hatte immer seine Stimme im Hinterkopf, die quasi für Knut gesprochen hat^^

Was mir an den Dialogen auch noch so gut gefällt, ist, dass die Autorin ihre Figuren auch mal fluchen lässt, was bei anderen Romanen oftmals umschrieben wird. Hier schreibt Petra Hülsmann einfach das, was die Leute gerade sagen. Ob sie nun fluchen oder herumstammeln, alles ganz echt, was mir die Charaktere noch sympathischer macht :)

In "Glück ist, wenn man, wenn man trotzdem liebt" geht es - natürlich - viel um die Liebe. Aber mindestens genauso wichtig ist hier das Essen. Schon allein dadurch, dass eine der Hauptpersonen beruflich Koch ist, sorgt dafür, dass man als Leser viele Gerichte vorgesetzt bekommt und ich hatte wirklich das ein oder andere Mal Lust, etwas davon nachzukochen. Umso besser, dass zumindest von einem Dessert - dem Schokoladenmalheur - das Rezept hinten im Buch zu finden ist. Ich weiß, dass ich das auf jeden Fall mal ausprobieren werde!

Die Story an sich ist für einen Liebesroman schon ziemlich cool. Schon klar, es werden keine großen Abenteuer erlebt und es ist vorhersehbar, wie das Ganze ausgeht, aber die Geschichte ist witzig und dreht sich auch nicht nur um die Liebe. Freundschaft, Essen und wie man mit Veränderungen im Leben umgeht, spielen eine große Rolle. Und der Liebes-Aspekt war auch nicht übertrieben kitschig, obwohl die Protagonistin ein ziemlich Disney-mäßiges Bild von der Liebe im Kopf hat. In anderen Romanen werden auch oft die spektakulärsten Affären und Katastrophen zusammengeschustert, was hier nicht so ist. Zwar gibt es auf jeden Fall Probleme aller Art, aber die wirken nicht so übertrieben und auf einen Haufen geworfen, damit in der kurzen Lesezeit möglichst viel erlebt wird. Echt eine schöne Abwechslung! Das Ende war meiner Meinung zwar nicht perfekt, aber doch ziemlich gut, ich hab schon schlechtere gelesen :)

So, und zuletzt noch zu den Charakteren, die meisten von ihnen mag ich total gerne. Isabelle, also die Hauptperson, ist zwar an sich eine nette Person, wie ich es nicht unbedingt mag, hat aber trotzdem so viele schrullige Macken, dass sie mir von Anfang an sympathisch war. Jens mochte ich genauso von der ersten Sekunde an, er ist so schön zynisch und bildet mit seiner pragmatischen Sicht ein schönes Gegenmodell zu Isabelles teilweise ein bisschen verkitschter Sicht auf die Dinge. Und dann natürlich Merle, Jens' kleine Schwester, mit ihren Verrücktheiten. Die drei sind schön weit entfernt von 'perfekt', genau so, wie ich es mag. Deswegen konnte ich ganz gut damit leben, dass andere Charaktere wie Brigitte, Kathi oder Anne „nur“ ganz in Ordnung waren und weiter nichts.

Insgesamt fand ich diesen Roman unglaublich unterhaltsam, er ließ sich so schön locker und leicht lesen, dass es mich über die Vorhersehbarkeit der Geschichte, auf die man jedoch bei Frauenromanen gefasst sein muss, hinwegsehen hat lassen.