Rezension

Zäher Anfang, gelungenes Ende

One Last Dance -

One Last Dance
von Nicole Böhm

Inhalt

Nachdem bei Gillians Vater eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde läuft in ihrem Leben nichts mehr wie es soll. Um den Traum ihres Vaters zu retten übernimmt sie die Leitung der Schule und damit auch jede Menge Papierkram und Probleme. Die Schule ist in einem katastrophalen Zustand und müsste eigentlich dringend saniert werden. Aber nicht nur das, auch Lücken werden in Abrechnungen gefunden. Und dem allem muss sich Gillian stellen, auch wenn ihr guter Freund Bradley immer an ihrer Seite ist. Sie ist erschöpft und weiß nicht, was sie von ihrem Leben will. Dem Tanzen hat sie für immer den Rücken gekehrt, nachdem in ihrer Vergangenheit etwas passiert ist, was ihr jegliche Freude nahm. Auch auf feste Beziehungen lässt sie sich nicht ein, zu groß ist ihre ANgst verlassen zu werden.

Und auf einmal ist da Jaz. Jaz, der auf der Straße lebt. Jaz der tanzt, weil es ihn glücklich macht und aus jeder Situation nur das Beste mitnimmt. Jaz, der Gillian vom ersten Moment in seinen Bann nimmt. Als sie ihm auf der Straße begegnet und ihn beim Tanzen beobachtet hat sie das erste Mal seit Jahren die unbändige Lust, sich genauso frei zu fühlen und Freude zu haben. Und auch Jaz ist fasziniert von Gillian.  Seine Freiheit ist ihm genauso wichtig wie das Tanzen. Ein festes Dach über den Kopf will er gar nicht, auch wenn es vieles leichter machen würde. Er will leben und tanzen. Ohne Verpflichtungen. Aber Gillian zieht ihn an und plötzlich denkt er nur noch daran sie wiederzusehen.

Sie kommen aus unterschiedlichen Welten, bekommen sich aber nicht aus dem Kopf. Werden sie allem trotzen, um zusammen sein zu können?

 

Meine Meinung:

So wie Band 1 fand ich den Schreibstil von Nicole Böhm sehr angenehm. Er ist gut verständlich und man wird kaum im Lesefluss unterbrochen. Mich haben manche Wortdopplungen manchmal etwas irritiert, weil es wirklich manchmal nur eine halbe Seite her war und genauso beschrieben war, aber das ist mir nur persönlich sehr ins Auge gefallen.

Das Cover finde ich unheimlich schön und super passend zur Reihe. Ich finde es noch schöner als Band 1, denn ich liebe die Farbgebung.

Ich fand Gillian schon in Band 1 sehr interessant und sympathisch und habe mich sehr darüber gefreut, mehr über ihr Inneres und ihre Gedanken zu erfahren.

Ich habe eine kurze Zeit gebraucht, um mit Gillian und Jaz zu Recht zu kommen. Man hat viel über die beiden erfahren, aber gleichzeitig auch irgendwie nichts. Alles, was ich wissen wollte wurde nach und nach aufgelöst und dadurch kam ihre Vergangenheit und ihre Tiefe. Ich fand die beiden sehr authentisch und tiefgründig.

Gillian war mir manchmal etwas langweilig. Sie hat wirklich nur an ihre Arbeit und Jaz gedacht und bis bei ihr eine Wandlung von statten ging, hat es wirklich seine Zeit gebraucht. Allerdings war ihr Charakter echt super. Sie war liebevoll und neugierig und hat nachaußen hin, ihre taffe Geschäftsfrauenseite gezeigt. Die mochte ich gerne, denn sie war selbstbewusst und hat ihre Meinung gesagt. Gleichzeitig war da auch ihre verletzliche Seite, die Angst hatte, verlassen zu werden und die ständig an Jaz gedacht hat. Den Mix aus beiden fand ich sehr gelungen, auch wenn ich ihre Wandlung nicht wirklich als fließend, sondern als ziemlich abrupt empfunden habe. Ich mag sie, aber ich bin kein Fan von ihr.

Jaz war einfach nur goldig. Echt, er war so süß. Ich fand seine Sicht der Dinge irgendwie viel interessanter als Gillians. Dadurch dass er obdachlos war, hat er etwas für mich, komplett neue Sichtweise mit in die Geschichte gebracht. Ich fand es sehr interessant von seinem Leben auf der Straße zu lesen, von seinen Gedanken und Gefühlen und seinen Erlebnissen. Und das alles, um seine Freiheit nicht zu verlieren. Seine Art war einfach nur faszinierend. Anstatt depressiv zu sein, weil es in seinem Leben vielleicht nicht so läuft, war er fröhlich. Er hat das getan, was er liebt und man hat mit jeder Seite gemerkt, dass das das Tanzen ist. Er hat in jeder Situation das Beste gesehen, er hatte eine ganz eigene Art, die mich froh gemacht hat und dem Buch eine für mich besondere Stimmung gegeben hat.

Leider gab es sonst für mich nur unsympathische Menschen in dem Buch. Da wäre einmal Bradley, Gillians Freund und Berater, der Jaz schon deswegen nicht mag, weil er auf der Straße liegt. Oder auch aus einem anderen Grund, der für mich aber schon ziemlich offensichtlich war.

Oder Gillians Vater, der mit seiner ständigen Kritik, ihr Leben noch schwerer und anstrengender gemacht hat. Er hat zwar Krebs und das ist scheiße, aber das ist kein Grund sich seiner Tochter so gemein gegenüber zu verhalten.

Die Gang, die Jaz als Freunde betitelt fand ich noch am wenigsten schlimm. Sie bestand aus echt interessanten Menschen, die ich gerne noch etwas besser kennengelernt hätte, die aber gleichzeitig auch ein paar Dinge gemacht haben, die ich nicht so geil fand.

Ich teile dieses Buch prinzipiell in 2 Teile auf. Bis zur Hälfte waren nämlich weder die Charaktere (außer Jaz), noch die Handlung wirklich mein Fall. Es war ziemlich langweilig und die Story ist nur so dahingeflossen. Es kam für mich eigentlich kaum Spannung oder Gefühl auf und das war, ehrlich gesagt, ziemlich enttäuschend. Aber der zweite Teil des Buches war toll. Er war romantisch und süß und endlich habe ich Funken gespürt. Auch die Handlung ist etwas in Fahrt gekommen und ich habe viel gerätselt, was passieren könnte. Es war echt spannend und es gab sogar etwas Drama.

Mich hat es anfangs wirklich sehr gestört, dass die beiden sich immer nur zufällig getroffen haben und sonst nur Gillians unglaublich vieler Papierkram oder Jaz Existenznot Thema waren. Deswegen kamen für mich auch kaum Gefühle auf.

Der Klappentext stimmt für mich auch gar nicht mit dem Inhalt des Buches überein. Gillian hat nicht den großen Traum vom Tanzen. Sie hat es aufgegeben und will es nicht mehr tun. Das finde ich ziemlich in die Irre führend. Ich hätte mir wirklich mehr Tanz erhofft. Vor allem wegen dem Titel und dem Inhalt. Ich hätte mir gewünscht, dass Gillian sich entwickelt und mit Jaz tanzt. Aber das sind meine Wünsche und haben nichts mit dem Inhalt zu tun. Ich wollte es nur anmerken.

Was ich sehr gerne mochte war, dass ausnahmsweise Mal die Frau die Erfahrende war. Es war schon echt fast niedlich, Jazs Gedanken zu lesen wenn es etwas sexueller wurde. 

 

Fazit

Erste Hälfte eher ein Flop, die zweite Hälfte echt mega top. Sehr authentische Charaktere, aber die Handlung war „nur“ okay. Es hatte viel Potential, das meiner Meinung nicht ganz ausgeschöpft wurde. Ich will aber auf jeden Fall Band 3 „One last Act“ (20.04.2021) lesen, denn ich bin sehr gespannt auf Ethan und Allyson.