Rezension

Zu viel gewollt

Texas Heat - Gerry Bartlett

Texas Heat
von Gerry Bartlett

Bewertet mit 3 Sternen

Der Liebesroman "Texas Heat - Gefährliche Leidenschaft" von Gerry Bartlett beginnt mit einem heißen, von Hormonen getrieben Katz-und-Maus-Spiel. Was eine klassische Liebesgeschichte hätte werden können, wandelt sich jedoch in der zweiten Hälfte des Buches zu einem Thriller. Das wiederum gibt jedoch der seichte Stoff nicht wirklich her, so dass der Leser bis zum Schluss im Unklaren darüber bleibt, was er hier eigentlich wirklich liest. Das ist schade. Hätte die Autorin sich ganz auf die Entwicklung der Liebesgeschichte konzentriert, wäre ihr eine amüsante, wenn auch nicht unbedingt neue Geschichte gelungen. Für einen Thriller, der spannend und mitreißend ist, reicht diese Geschichte leider nicht.

In dieser Geschichte ist eine Menge los. Vor allem scheint das Buch zwischendrin zu vergessen, was es eigentlich wollte, und schlägt daher eine überraschende und leider unpassende Wendung ein. Doch von Anfang: Wir lernen Cassidy, genannt Cass, kennen, die von ihrer ersten Begegnung mit Mason an ihre Hormone kaum noch unter Kontrolle hat. Sie ist eigentlich ein kluges Mädchen - und ja, der herabwürdigende Unterton, den diese Formulierung besitzt, ist Absicht -, aber die Situation mit dem Erbe überfordert sie vollständig. Mason wiederum hatte von Anfang an vor, sich Cassidy zu nähern, um das beste aus einer schlechten Situation zu machen. Die erste Hälfte des Buches ist eine flotte Liebesgeschichte, gewürzt mit den typischen Gewissensbissen über den baldigen Ex-Freund bei ihr und der schäbigen Profit-Gier bei ihm. Das ist nicht neu, liest sich aber nett und erfüllt die Erwartungen, die ich an einen erotischen Liebesroman habe.

Doch was geschieht dann? Ich hatte mich schon während der Lektüre immer wieder gefragt, warum die drei neuen Geschwister von Cassidy sowie die beiden anderen Ex-Ehefrauen ihres verstorbenen Vaters immer mal wieder erwähnt werden und in Szenen mit dabei sind, obwohl sie zur Liebesgeschichte rein gar nichts beisteuern. Nur kurz lassen sie durchblicken, dass sie es gut fänden, wenn Cassidy sich mit Mason gut stellt, da sie aus recht konstruierten Gründen selbst daran Interesse haben. Neben der Haushälterin, der Assistentin und der besten Freundin sind das eine Menge Nebenfiguren, so dass ich mich fragte: warum? Zu viele Figuren verderben den Spaß. Ebenso konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Liebesgeschichte zwischen Cassidy und Mason ein wenig zu glatt läuft. Gewiss, es ist das erwartete Katz-und-Maus-Spiel mit ein bisschen Sex - der leider alles andere als heiß beschrieben wird -, aber echte Konflikte gibt es nicht zu lösen.

Was daran liegt, dass es hier gar nicht um die Liebesgeschichte geht. Zumindest nicht in der zweiten Hälfte des Romans. Immer mal wieder war schon während der ersten Hälfte Cassidys neue Rolle in der Firma ihres Vaters angedeutet worden, doch das ist ja üblich in Liebesromanen: Irgendeine Hintergrundgeschichte braucht es als Kulisse für das Liebespaar. Diese Hintergrundgeschichte tritt aber unvermittelt in den Vordergrund, während die Liebesgeschichte unwichtig wird. Plötzlich befinden wir uns in einer Art Thriller, der einen Hauch von Wirtschaftskrimi und ziemlich viel Familiendrama mit sich bringt. Der Wechsel ist so schleichend, dass ich es erst begriffen habe, als ich die letzte Seite gelesen habe. Denn anstatt dass noch einmal die Liebesgeschichte aufgegriffen und ein Konflikte dort gelöst werden muss, endet die Geschichte mit der Auflösung der der Krimi-Geschichte und das Liebespaar wird nur noch am Rande erwähnt.

Ich habe nichts gegen Thriller. Ich habe auch nichts gegen seichte Liebesromane. Aber wenn man mir das eine verkauft und ich das andere erhalte, bin ich zuerst einmal irritiert. Und dann muss ich in diesem konkreten Fall sagen: Die Geschichte um Cassidy und Mason ist zu seicht, als dass sie zu einem plötzlich spannenden Thriller getaugt hätte. Man nimmt die Gefahr nicht ernst, da man sie weiterhin lediglich für den Hintergrund hält, vor dem bspw. Mason sich als Retter in strahlender Rüstung hervortun kann. Dass das nicht der Trope ist, der bedient werden soll, ist lobenswert, dennoch hat die Geschichte zu wenig Tiefgang, um sie glaubwürdig zu machen. Vor dem Hintergrund der schwankenden Ölfirma und angedeuteten Industriespionage hätte dieser Liebesroman wunderbar funktioniert und mich gut unterhalten. Doch der Umschwung in der zweiten Hälfte war weder angekündigt, noch gut vorbereitet und versinkt damit in Morast der seichten Oberflächlichkeit.

 
Fazit:

Der Liebesroman "Texas Heat - Gefährliche Leidenschaft" von Gerry Bartlett beginnt mit einem heißen, von Hormonen getrieben Katz-und-Maus-Spiel. Was eine klassische Liebesgeschichte hätte werden können, wandelt sich jedoch in der zweiten Hälfte des Buches zu einem Thriller. Das wiederum gibt jedoch der seichte Stoff nicht wirklich her, so dass der Leser bis zum Schluss im Unklaren darüber bleibt, was er hier eigentlich wirklich liest. Das ist schade. Hätte die Autorin sich ganz auf die Entwicklung der Liebesgeschichte konzentriert, wäre ihr eine amüsante, wenn auch nicht unbedingt neue Geschichte gelungen. Für einen Thriller, der spannend und mitreißend ist, reicht diese Geschichte leider nicht.