Rezension

Die beste WG aller Zeiten

Das größte Rätsel aller Zeiten -

Das größte Rätsel aller Zeiten
von Samuel Burr

Das größte Rätsel aller Zeiten ist nicht weniger als die individuelle Suche nach sich selbst. Und die dabei Kunst ist es, herauszufinden, was einen glücklich macht.

„Das Finden der Lösung ist immer wichtiger als die Lösung selbst.“ Das ist Pippa Allsbrooks wichtigster Rat an ihren Ziehsohn Clayton. Er zieht sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch Samuel Burrs Debütroman „Das größte Rätsel aller Zeiten“, in dem es grundsätzlich um Rätsel aller Art geht, aber vor allem um die „Verbindungen zu anderen Menschen“ (S. 44). 

Das Buch hat zwei Handlungsstränge. Es erzählt rückblickend die Geschichte der Gemeinschaft der Rätselmacher und deren Gründerin Pippa Allsbrook. Pip oder Pipster, wie sie von ihr nahestehenden Menschen genannt wird, sehnt sich nach Gleichgesinnten und einer Familie. Als ihr bewusst wird, dass sich das auf konventionellem Weg nicht erfüllt, findet sie ihren eigenen, frei nach ihrem Lieblingsmotto: „Weiter kommt, wer zusammenkommt.“ Die unterschiedlichsten Rätselmacher des Landes, vom Labyrinth-Meister, über die Trivia-Königin bis zum Mathematiker und Puzzle-Künstler, kommen als Gemeinschaft der Rätselmacher zusammen und finden in dieser ungewöhnlichen WG ein Zuhause für das finale Drittel ihres Lebens. Bis unerwartet ein Baby in ihre Mitte platzt. 

In der Gegenwart erzählt das Buch die Geschichte von Clayton Stumper, der als Baby vor der Tür der Gemeinschaft der Rätselmacher abgelegt und daraufhin von ihr aufgezogen wurde. Als Clayton 25 Jahre alt ist, stirbt Pip und mit ihrem Tod stellt er sich der Suche nach seiner wahren Herkunft und beginnt eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit der Gemeinschaft der Rätselmacher und ihrer Mitglieder. Unterstützt wird er dabei von Pip, die ihm, ganz ihrem exzentrischen Geist entsprechend, ein letztes großes Rätsel gebaut hat, dessen Lösungsteile er wie ein Puzzle finden und kombinieren muss. Dabei hilft sie ihm, auch nach ihrem Tod, nicht nur herauszufinden, wer er ist, sondern vor allem, wer er sein will. 

Samuel Burr hat ein wunderbares Buch darüber geschrieben, um was es im Leben wirklich geht: „Freundschaft, Gemeinschaft und Liebe.“ Ganz unabhängig davon, wie alt man ist. Der Sprachstil ist bildhaft und bereits nach wenigen Seiten legt sich die Geschichte wie eine warme Decke um die Schultern. Unaufgeregt flechtet Burr Themen wie Misogynie, Homosexualität und das Älterwerden in die Geschichte ein, spürt ihnen nach und zeigt letztlich, dass es immer eine gute Idee ist, dem Leben mit Umsicht aber auch mit Mut zu begegnen. Zu guter letzt ist die Aufmachung des Buches einfach wunderschön. Das Cover ist als Labyrinth mit goldenen Akzenten gestaltet, die Bindung hochwertig und es gibt ein Lesebändchen – was ich persönlich sehr schätze.