Rezension

Fesselnder Wälzer

Long Live Evil -

Long Live Evil
von Sarah Rees Brennan

Bewertet mit 4 Sternen

Long Live Evil ist der erste Band in einer neuen Reihe der Autorin Sarah Rees Brennan. Wenn alle Bände so dick wie der erste sind (knapp 600 Seiten), dann hat man als Fantasy-Leser auf jeden Fall etwas für sein Geld! Normalerweise nehme ich Geld nicht mit in Rezensionen, aber bei einem Preis von 18 Euro bin ich heutzutage ja sogar positiv überrascht.

Ich muss ehrlich sagen, dass mich das Cover persönlich nicht anspricht. Ich habe mich von Klappentext und den ersten paar Seiten überzeugen lassen, da ich den trockenen Humor der Hauptperson Rae sehr sympathisch fand und die Idee, dass sie in ihr Lieblingsbuch gesteckt wird und dort den Bösewicht ihrer Träume trifft, irgendwie originell fand.

Vermutlich kennen wir sie alle, die Faszination für den gutaussehenden Bösen in einer Geschichte, dessen Vergangenheit wir kennen und den wir deshalb dann verstehen können. Hier wird diese Leser-Faszination auf die Spitze getrieben. Denn würden wir dieser Person auch wirklich gegenüber stehen wollen, wenn er so böse ist, wie wir wissen?

Am Anfang des Buches hatte ich noch Probleme, in den Lesefluss zu kommen, da viele Figuren zwei verschiedene Namen haben (zum Beispiel Lord Marius heißt auch Die Letzte Hoffnung und beide Namen werden auf einer Seite abwechselnd verwendet). Somit musste ich mich erst mal einfinden und verstehen, wer wer ist und was im eigentlichen Buch die Motive sind. Denn schnell wird Rae und uns als Leser klar: Ihre Handlungen beeinflussen (selbstverständlich) alle anderen Personen und das Geschehen des Buches. Auch deswegen kann ich leider keine vollen 5 Sterne geben.
Außerdem war ich manchmal etwas verwirrt, was wohl am Schreibstil an sich lag - es mischten sich Rückblenden mit der eigentlichen Handlung, aber die Zeitform der Verben änderte sich nicht wirklich, so dass ich manche Abschnitte mehrmals lesen musste, um zu verstehen, was jetzt wann passiert  ist.
Vermutlich hätte man das Buch noch mehr kürzen können, aber ich habe schon öfter High Fantasy Bücher gelesen (und dazu gehört die Welt, in die Rae kommt, würde ich denken) und weiß, dass dort eher ausschweifend und langatmiger erzählt wird - dazu passte es also.

Dann war ich aber zumindest von der Handlung gefesselt. Die Mischung aus Fantasy und dem Kennenlernen einer anderen Welt, den märchenhafteren Elementen mit Königen, Prinzessinnen und Thronfolgen, der Humor (besonders wenn Begriffe, Redewendungen oder Anspielungen auf unsere "echte" Welt fielen) hat mich total in den Bann gezogen.
Auch die Entdeckung anderer Nebencharaktere und deren Motive, die geschickt durch Perspektivwechsel in den Kapiteln klarer werden, hat mir sehr zugesagt.

Als das Buch vorbei war, hätte ich am Liebsten nach Band 2 gegriffen, aber da muss ich mich nun wohl noch ein bisschen gedulden. Andererseits wäre ich auch mit dem (leicht offenen) Ende zufrieden - ich musste erst selbst nachschauen, ob es eine Fortsetzung geben wird oder ob wir uns selbst überlegen sollen, wie es ausgeht.