Rezension

So unterhaltsam wie erhofft

Long Live Evil -

Long Live Evil
von Sarah Rees Brennan

Das ist ein phantastisches Buch gewesen!
Ist es vorhersehbar? Ja, aber auch immer wieder doch überraschend. 
Bedient es Stereotypen? Ja, in Massen, aber irgendwie auf eine sehr humorvolle Art und Weise. 
Es ist erfrischend anders, aber irgendwie doch auch wie so viele andere Bücher aus dem NA Fantasy Reigen. Ich fand es auf jeden Fall sehr unterhaltsam und es war genau das Buch, was ich brauche, um mich nach den Sommermonaten aus meiner jährlichen Leseflaute zu holen. 

Die Prämisse fand ich von Anfang an total spannend. Eine Protagonistin, die nicht die strahlende Heldin sein will, sondern die Rolle der Schurkin auskundschaftet. Und Rolle ist hier wirklich die richtige Bezeichnung, denn durch das Spiel von einer fiktiven Welt innerhalb des Plots konnte man als Leser:in nicht nur Rae als Protagonistin ihrer eigenen Geschichte sondern auch der Rolle einer zweiten Geschichte kennenlernen. 
Irgendwie liebe ich solche Geschichten, in denen Person sich plötzlich in einer anderen Welt wiederfinden (wie zum Beispiel Narnia). Und vor allem mag ich es, wenn es eine der Figur bereits bekannte Welt ist, die sie durch Bücher schon vorher entdeckte. 
Dieser Wissensvorsprung war wirklich schön umgesetzt und ich fand es toll, wie die Autorin mit dem Stilmittel spielte. 

Rae als Protagonistin fand ich toll. Ich mochte ihre beiden Seiten und fand viele ihrer Gedankengänge ganz spannend. Teils nur fand ich sie naiv und wahnsinnig blind für ihre Mitmenschen. Das kann man auf den Stress und die Ausnahmesituation schieben, ich bin aber mal gespannt, wie dies im zweiten Teil sein wird. Falls sich dementsprechend nichts ändert, wäre ich schon enttäuscht. 
Ansonsten fand ich die Nebencharaktere auch gut. Klar, ein paar von ihnen bleiben etwas blass und entsprechen sehr Stereotypen. Aber es ist schwer, dies zu kritisieren, schließlich ist eben dieses stereotype ein Stilmittel und wird eigentlich sehr gekonnt umgesetzt. Die Charaktere sollen also teilweise sehr oberflächlich und dumpf wirken, überraschen aber dann teils auch wieder mit Ecken und Kanten. 

Es ist kein herausragendes Buch, diesen Anspruch hat es aber auch nicht. Es ist aber ein unglaublich unterhaltsames Buch, das ich auf jeden Fall noch einmal lesen werde. Und das ist für mich inzwischen der Aspekt, der bei Rezensionen sehr ins Gewicht fällt. Denn meine Zeit ist kostbar, mit jedem verstreichenden Jahr schätze ich meine verfügbare Freizeit immer höher ein und diese möchte ich nicht mit mittelmäßigen Büchern verbringen, sondern mit Büchern, die ich immer wieder lesen würde. Und dies ist auf jeden Fall ein solches Buch.
Ich freue mich jetzt schon auf den (leider noch nicht angekündigten) zweiten Band!