Rezension

Sogwirkung bis zum teuflischen Ende

Stalker – Er will dein Leben. -

Stalker – Er will dein Leben.
von Arno Strobel

Bewertet mit 4 Sternen

Eric Sanders ist eigentlich Schauspieler in einem Theaterensemble, doch durch eine Rolle beim neuesten Tatort, steigt seine Bekanntheit rapide. Immer mehr Menschen folgen ihm auf Facebook und Instagram. Auch wenn seine Frau ihm den Erfolg etwas madig macht, glaubt Eric an den großen Durchbruch. Doch dann gibt sich auf seinen Social Media Kanälen jemand für ihn aus und bringt ihn in Verruf. Bald darauf erhält er Emails und Briefe mit Forderungen. Er solle gestehen, was er getan hat. Eric kann sich keinen Reim darauf machen. Hat er als Kind wirklich ein Verbrechen begangen? Wie soll er etwas gestehen, von dem er nichts weiß. Als sein Sohn und seine Frau in Gefahr geraten, versucht Eric alles, um hinter das Geheimnis seiner Vergangenheit zu kommen.

Stalker- Er will dein Leben war mein zweites Buch von Arno Strobel. Bisher kannte ich nur der Trip, welches mir am Ende zu lasch war. Hier allerdings spürte ich von Anfang an einen Abgrund auf mich als Leserin zukommen. Was zunächst nach einem Troll auf Social Media aussieht, entwickelt sich immer mehr zu einer realen Bedrohung für den Protagonisten und seine Familie. Zwar taucht immer wieder ein unheimlicher Typ auf, doch hätte ich diesen eher als Identitätsdieb gesehen. Denn er übernimmt online einfach Erics Rolle. Der weiß gar nicht, wie ihm geschieht und es war wie ein Sog, mit ihm Stück für Stück herauszufinden, worum es überhaupt geht und was hinter der Forderung des Stalkers steckt. Hier steckt viel psychologische Spannung drin. Sanders muss die verschiedensten Leute befragen, darunter auch seine demente Oma, Journalisten usw. Die Puzzleteilchen, die sich dabei sehr langsam zusammensetzten, hatten es in sich. Einzig die schnellen Erfolge, die er mit einem Psychiater bei der Rekonstruktion seiner Erinnerung macht, waren für mich nicht so glaubwürdig. Da wird sich ein bisschen auf eine bekannte Erinnerung konzentriert und schon fällt dem Protagonisten einiges wieder ein. Ein weiterer kleiner Schwachpunkt waren für mich die Gedanken des Protagonisten, die sich häufig irgendwie im Kreis drehen und wiederholen. Sehr sympathisch kommt er anfangs zwar nicht rüber, aber man hat Mitleid mit ihm, weil er immer verzweifelter wird.

Besonders gelungen waren durch den Autor eingestreute Informationen, die von der richtigen Richtung ablenken, so dass es mehr Verdächtige gibt und man eigentlich keinem mehr traut. Die Erinnerungen selbst waren auch super gut geschrieben und ich habe die Szenen der Kindheit direkt vor mir gesehen. Die Geschichte ist ziemlich abgründig, aber nichts gegen das teuflische Ende. Das war ein Highlight, weil man es als Möglichkeit allzu leicht verwirft. Insgesamt war ich sehr gefesselt von dem Strudel aus Ereignissen, wofür auch Strobels flotte Schreibweise sorgte, und fühlte mich im Großen und Ganzen doch sehr gut unterhalten. Daher gibt es 4 Sterne.