Rezension

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Mehr Drama, als Thriller

Samariter
von Jilliane Hoffman

Bewertet mit 4 Sternen

Faith Saunders ist mit ihrer Tochter Maggie zur Geburtstagsfeier ihrer Schwester gefahren. Es kommt zum Streit, sodass Faith mitten in der Nacht, trotz Alkoholkonsum und Orkan nach Hause fahren will. Sie verfährt sich heillos, fährt "etwas" an und hält in einer verlassenen Kleinstadt, um sich auszuruhen und den Sturm abzuwarten. Doch plötzlich kommt alles anders. Eine verstörte Frau bittet Faith um Hilfe, doch zwei Männer im Hintergrund und die Unsicherheit machen es Faith schwierig. Wie würde man selbst entscheiden? Was ist richtig, was falsch? Ist was jetzt richtig erscheint, auch später noch richtig? Faith hilft der Frau nicht und es belastet sie, besonders als ein Serienmörder(paar?!) sein Unwesen treibt. Die Ermittlungen sind alles andere als leicht und auch das Rechtsystem erschwert die Situation entscheidend.

Der Schreibstil ist gewohnt gut, flüssig und interessant gelungen. Sie startet rasant in die Geschichte und auch Spannung ist durchweg vorhanden, oft jedoch auf ganz anderer Ebene, als man es von Hoffman gewohnt ist und eher auf Sparflamme. Anstelle bestialischer Folterszenen und Verfolgungen, setzt sie in diesem Buch vor allem auf das Drama um Faith und ihre Familie. Das ist an sich nicht schlecht, jedoch ganz und gar nicht das, was wohl die meisten Hoffman-Fans erwartet haben. Wie falsche Entscheidungen fatale Folgen haben können, welche Probleme das amerikanische Justizsystem hat, wie Alkoholismus Leben zerstört sind beispielsweise sehr zentral. Dadurch wurde vieles angesprochen, was interessant war, aber trotzdem viel Potenzial verschenkt, was wirklich bedauerlich ist. Das Ende als solches wäre bzw. ist recht unbefriedigend, wenn es keine Fortsetzung gibt, aber die lässt sich Hoffman sicher nicht durch die Lappen gehen.

Insgesamt sehr gut durchdacht, nicht ganz den Erwartungen entsprechend, aber trotzdem interessant und somit lesenswert. Besonders, weil Hoffman es schafft, dass der Leser sich ständig fragt, wie er selbst reagiert hätte und weiter handeln würde. Das Buch lässt einen nicht mehr recht los, regt zum Nachdenken an, denn die "Was wäre, wenn..."-Spielchen sind nicht mit der letzten Seite abgeschlossen...