Rezension

Rachel Joyce berührt mich wieder

Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry - Rachel Joyce

Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry
von Rachel Joyce

Bewertet mit 5 Sternen

Als 2012 Rachel Joyce Erstlingsroman erschien, "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry", war ich sehr berührt. Und ich habe mir gedacht, dass die Geschichte aus Queenies Sicht wohl sehr interessant sein müsste, denn damit eine Frau die Schuld des Mannes auf sich nimmt, muss schon einiges mehr an Gefühlen da sein als bloße Arbeitskameradschaft. Und hier ist sie nun: Queenies Perspektive... Das Buch ist wohl besser verständlich, wenn man das erste vorab gelesen hat; das würde ich in jedem Fall empfehlen.

Dieses Buch ist still und leise - und in dieser Ruhe gibt es dann doch unglaublich viel Leben. Im Hospiz wartet Queenie darauf zu sterben, doch sie erfährt, dass es darum geht, bis zum Tod wirklich zu leben. Dazu gehört es, alle Sinne auszunutzen, zum letzten Mal Pfirsich zu essen oder die Baumblüten zu bestaunen. Es gehört dazu, noch einmal Kontakt mit den Mitmenschen aufzunehmen, auch wenn die anderen Bewohner gleichfalls dem Tod entgegengehen. Und es gehört dazu, sein eigenes Leben in Ordnung zu bringen, der Vergangenheit noch einmal nachzugehen und sie abzuschließen. Auch in Queenies unscheinbaren Leben gab es Liebe und Leidenschaft, aber auch Geheimnisse und Schuld. Und so schreibt Queenie einen weiteren Brief, in dem sie sich erinnert...

Das Buch hat mich zutiefst berührt. Ich habe mit Queenie mitgefühlt. Und ich habe mich gefragt, welche Erlebnisse ich nicht abgeschlossen habe und was ich vor meinem Tod noch alles tun möchte - und zwar jetzt und nicht erst, wenn ich todkrank bin. Was wirklich wichtig ist in meinem Leben muss ich jetzt angehen. Daher beende ich nun meine Rezension und versuche ein Gespräch mit meinem "David".

Kommentare

Angara kommentierte am 30. September 2015 um 09:35

Eine schöne Rezi! Das Buch fand ich auch toll, auch wie es geschrieben wurde.