Rezension

Tolle Charakterentwicklung

Die Farben des Blutes, Band 2: Gläsernes Schwert
von Victoria Aveyard

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nachdem ich im September den ersten Band dieser Tetralogie gelesen hatte, freute ich mich nun, diese Reihe weiterlesen zu können.

Von der Prinzessin zur Gejagten
Das Buch setzt nahtlos an seinen Vorgänger an. Mare und Cal sind nur mit knapper Not und der Hilfe der Rebellen entkommen und nun zusammen mit diesen auf der Flucht. Statt höfische Intrigen heißt es also in band zwei Flucht, Kampf, Rebellion wodurch eine deutlich andere Atmosphäre, als beim Vorgänger entsteht und wir als Leser einen tieferen Einblick in die scharlachrote Garde bekommen. Schnell zeigt sich, auch hier ist bei weitem nicht alles perfekt und zwischen den Idealen und der letztendlichen Ausführung liegen, wie so oft, Welten.

Durch das veränderte Setting, dürfen wir in Band zwei auch mehr Action erleben, wobei sich solcherart Szenen in einem gesunden Verhältnis zu ruhigeren Passagen verhalten. Ich hatte viel Spaß daran, Mare mit ihren Kräften in Aktion zu erleben. Ich finde immer noch, dass sie eine der besten "Bad-ass-coolsten" Fähigkeit in der YA Buchlandschaft hat und habe mich über jeden Einsatz gefreut.

Mehr Raum für die Charakterentfaltung
Trotz der bereits erwähnten zahlreichen Aktionszenen, passiert Handlungstechnisch gar nicht mal so viel in diesem zweiten Band. So sehr schlecht ist dies gar nicht, denn die Autorin nutzt ihre Seiten stattdessen, um Mares Charakterentwicklung voranzutreiben. Diese hat mir auch außerordentlich gut gefallen. Mare ist menschlich, sie ist keine strahlende Heldin, sondern eine junge  Frau mit Ecken und Kanten, die auch mal Fehler macht. Sie zweifelt, wird zornig, trifft auch falsche Entscheidungen, gleichzeitig reflektiert sie auch ihr Handeln, weswegen sie für eine YA Protagonistin erstaunliche Tiefe hat.

Ein bisschen vermisst habe ich diese tiefe bei den Entwicklungen der anderen Charaktere, insbesondere Cal. Die Ansätze sind da, keine Frage, aber oft ging es mir nicht weit genug, sind Gefühle, Gedanken und Motivationen bez. deren Veränderungen doch zu oberflächlich geschildert. Dies trifft auch auf die Liebesgeschichte zu, der Sprung zwischen "Ich kann dir kaum in die Augen sehen" und "Ach schei*** drauf" war mir zu abrupt und es fehlten für mich einfach die großen Gefühle, die mein Herz zum Schmelzen bringen. Vielleicht tut sich da aber noch was in den Nachfolgern, ich hoffe es zumindest.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, die sich insbesondere mit der Charakterentwicklung ihrer Protagonistin auseinandersetzt und ihr dadurch mehr Tiefe verleiht. Bei den restlichen Charakteren und der Love-Story ist aber noch Luft nach oben.