Rezension

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Alles offen...

Sturmschatten - Franziska B. Johann

Sturmschatten
von Franziska B. Johann

Die 17jährige Estrella (was auf Spanisch so viel wie „Stern“ bedeutet) ist etwas ganz Besonderes. Ihre Eltern kennt sie nicht; sie lebt bei ihrer "Großmutter", also der Frau, die sie sich in früher Kindheit (die Behörden haben seinerzeit ihr Alter zwischen drei und vier Jahren geschätzt) ausgesucht hat.
Esta, wie das Mädchen allgemein genannt wird, war schon als Kind bei Unwettern nicht im Hause zu halten; ein Umstand, an den Johanna sich nur schwerlich gewöhnen konnte. In einem Brief, der sich bei Esta befand und der augenscheinlich von ihren Eltern stammt, bitten sie Johanna, ihren „Stern“ zu beschützen. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum Johanna Esta bei ihren Plänen, Meteorologie zu studieren, nicht unterstützt; sie soll statt dessen an das Kunstgymnasium nach Bergrode wechseln, eine Entscheidung, die Esta nicht ganz nachvollziehen kann. Esta interessiert sich nicht nur brennend für Wetterkunde; sie hat sogar die Fähigkeit das Wetter – oder zumindest den Wind – zu beeinflussen und mit diesem zu reden.

Dann verliebt sie sich in Janis, dessen Bruder eine Bar in Bergrode mit dem passenden Namen Hurrikan führt und dessen Familie seit Jahrhunderten ein Geheimnis hütet, dessen Schlüssel – darin sind sich die Männer der Familie ziemlich einig – Esta ist. Ist sie der Stern, der den Wind zum Niederknien bringt und die Pläne der Männer, die im Sturmschatten reisen, jenen „Wetterterroristen“, die versuchen, die wirtschaftliche und politische Macht über Europa dadurch zu erlangen, dass sie Europa unnatürlichen Unwettern aussetzen, zu durchkreuzen? Den Vergleich, den ein Polizist nach einem ungewöhnlich starken Unwetter in diesem Zusammenhang mit dem 11. September zieht, erscheint plötzlich in einem ganz anderen Licht.

Die Zeichen sprechen für Esta; sie ist definitiv etwas Besonderes. Dafür spricht, dass sowohl die eine wie auch die andere Seite versuchen sie auf ihre Seite zu ziehen und für ihre Zwecke einzusetzen. Und im Gegensatz zu anderen Frauen ihrer Familie, versucht der "Windclan" Esta lebend zu kriegen. Stellt sich nur die Frage, wer die Guten und wer die Bösen in diesem Spiel sind. Mit "Maulwürfen" auf beiden Seiten sind die Verhältnisse recht ausgeglichen. Keine Seite hat wirklich die Nase vorn.

Die Geschichte braucht Zeit, um in Gang zu kommen, wobei sie zu keinem Zeitpunkt langweilig ist, und endet schließlich in einem großen Spektakel. Die Informationen über Estas Vergangenheit werden nur sehr dürftig preisgegeben; insoweit wird man auf eine Fortsetzung verwiesen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob eine Fortsetzung dieser Geschichte besonders gut tun wird.

Insgesamt ist das Buch angenehm zu lesen und trotz mehr als 400 Seiten Umfang kurzweilig. Vielen Fragen werden aufgeworfen, der Großteil bleibt jedoch unbeantwortet. Trotzdem kann ich dieses Buch Fantasy-Liebhabern wärmstens empfehlen. Eine fantastische Geschichte jenseits von Vampiren und Werwölfen.

Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.