Rezension

Atmosphärisch und eigen

Die Dreizehnte Fee - Julia Adrian

Die Dreizehnte Fee
von Julia Adrian

Bewertet mit 4 Sternen

Die dreizehnte Fee ist ein Roman aus einem sehr unbekannten Verlag von einer (bis zu seinem Erscheinen) sehr unbekannten Autorin. Ich war zunächst skeptisch. Die Geschichte an sich ist sehr einfach, erschließt sich aber erst vollständig im Laufe des Romans, weshalb ich hier auch nur sehr wenig darauf eingehe.

 

 

Die Protagonistin ist eine unglaublich alte, unglaublich mächtige Fee, die aber nach einem tausendjährigen Schlaf ohne ihre Kräfte erwacht und das "normale" Leben neu lernen muss. Zusammen mit einem Hexenjäger begibt sie sie auf einen Rachefeldzug gegen ihre Schwestern, die ihr das angetan haben. Dabei entdeckt sie ihre eigene Menschlichkeit...

 

Beeindruckend ist, dass der Roman im Prinzip aus der Sicht einer klassisch „bösen“ Figur geschrieben ist. Sie ist kalt, mächtig und zu furchtbaren Dingen fähig. Das führt auch dazu, dass man nicht unbedingt mit ihr fühlt und gerade das faszinierte mich. Sprachlich ist das Buch auf gutem Niveau. Die Autorin hat ihren eigenen Stil, der trotz mangelnder Beschreibungen die Atmosphäre gut wiedergibt. Die Erzählung lebt von Sprachbildern und Andeutungen. Ich muss sagen, dass mir das teilweise sehr begrenzt vorkam, aber ich habe es gröstenteils als Stilmittel wahrgenommen, nicht als Mangel. Dennoch hätten gerade bestimmte Schlüsselszenen etwas mehr Platz verdient und auch etwas mehr spezifische Beschreibung. Teilweise wirkten Ereignisse, Gefühle und Umgebungen etwas zu beliebig. Für mich, die ich eigentlich ausgebaute Welten schätze, war Die dreizehnte Fee dennoch eine positive Überraschung – um zu überzeugen muss nicht jedes Detail der Geschichte ausgeleuchtet sein.

 

Fazit: Ein überraschend guter Roman mit Atmosphäre und düsterer Anziehungskraft. In der Balance zwischen atmosphärischer Wortgewandtheit und World- und Storybuilding ist aber noch durchaus Raum nach oben.