Rezension

Auf Biegen und Brechen

VANITAS - Grau wie Asche - Ursula Poznanski

VANITAS - Grau wie Asche
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 3.5 Sternen

Band 1 der Serie konnte mich gut unterhalten, wenngleich Carolins Aktionen mir beileibe nicht immer plausibel erschienen. Ähnlich ist es auch dieses Mal: Die Geschichte liest sich gut und hat viele spannende Momente, ringt aber erneut mit der Glaubwürdigkeit.

Carolin ist nach ihrem Einsatz in München wieder zurück in Wien, in ihrem „Tarnjob“ als Blumenhändlerin am Zentralfriedhof. Die Ruhe hält nicht lange an. Carolin befürchtet, dass ihre russischen Verfolger auf sie aufmerksam geworden sind. Zudem wird der Friedhof von Grabschändern heimgesucht. Gräber werden nachts geöffnet, die Überreste der Toten herausgeholt und satanistische Symbole hinterlassen. Schließlich geschieht ein Mord und Carolin fühlt sich beobachtet. Leider hat auch die Polizei mehr Interesse an ihr, als ihr lieb ist….

Ja und gerade an diesem Interesse der Polizei ist Carolin nun nicht ganz unschuldig, muss ich sagen. Miss-Marple-like beginnt sie heimlich in den Friedhofsdelikten zu ermitteln und läuft dabei immer wieder Kommissar Tassani über den Weg, dem sie nach Gutdünken Beweise zuspielt oder vorenthält und sich damit in Widersprüchlichkeiten verstrickt. Unauffällig ist anders. Gerade anfangs fehlte mir oft das Verständnis für Carolins Entscheidungen.

Im Grunde hält man hier wieder ein typisches Poznanski-Buch in den Händen. Mit allen Stärken und Schwächen. Auf der Plusseite schlägt der eingängige Schreibstil zu Buche, amüsieren kleine Rätsel, Carolins Verkleidungen und ihr Aktionismus, der innerhalb ihrer eigenen, von Misstrauen und Verfolgungswahn bestimmten Welt, durchaus stimmig ist. Auf der anderen Seite wird vieles zu stark vereinfacht und künstlich vorangetrieben. Wobei die Geschichte im Mittelteil gleichzeitig gestreckt und etwas monoton daher kommt. Erst im letzten Drittel ändert sich das, wenn es an die Hintergründe geht, bei denen sich Poznanski erneut an gewichtige Themen heranwagt, diese jedoch zu knapp in ihren Protagonisten verankert, so dass es den Charakteren und der gesamten Thematik an Tiefe und Komplexität fehlt.

Manchmal frage ich mich, ob Poznanski vielleicht zuviel in zu kurzer Zeit veröffentlicht und ihre Bücher mit weniger Abgabedruck nicht an Qualität gewinnen würden. Nicht, dass ihre Bücher schlecht wären. Das finde ich eigentlich nicht. Aber die Mankos ähneln sich, vor allem der Eindruck, dass Dinge zu stark „hingebogen“ werden. 

Fazit: Poznanski tut, was sie am besten kann: Sie lässt LeserInnen in die Gedankenwelt einer anderen Person eintauchen. In diesem Falle in die von Protagonistin Carolin, eine Blumenhändlerin undercover, auf der Flucht vor der brutalen Russenmafia. Ähnlich wie im Auftakt hat man es hier mit zwei Fällen zu tun (die Grabschändung samt Hintergrundthematik und den umspannenden Mafiaplot). Beides greift etwas holprig ineinander und ist auch wenig komplex ausgearbeitet. Dennoch hat mir die Geschichte einige spannende Lesestunden beschert. Die Figuren handeln zwar nach wie vor nicht durchgehend nachvollziehbar, aber die Kombination aus Agententhriller und Krimi ist amüsant und der Schreibstil schön.

Liebhaber tiefschürfender Thrillerkost dürften weniger Freude an der Vanitas-Reihe haben, Fans der Autorin werden sich wohl überwiegend in diesem recht typischen Poznanski-Plot heimisch fühlen.