Rezension

Ausflug in den menschlichen Geist

Wenn du vergisst - Heidrun Wagner

Wenn du vergisst
von Heidrun Wagner

Bewertet mit 4.5 Sternen

Stell dir vor du wachst auf und hast keine Ahnung, was passiert ist. Wer du bist. Wie deine Vergangenheit aussieht. Niemand will dir helfen, zurück zu finden. Was tust du? Gibst du alles um dein Gedächtnis wieder zu finden, obwohl es das Risiko birgt, Schreckliches zu offenbaren oder fängst du nochmal von vorne an?

Fangen wir mal beim offensichtlichsten an : der Optik. Wenn man sich das Cover anschaut hat man schon eine ganz gute Vorstellung davon, was einen im inneren erwarten wird. Das Buch ist überfüllt von Zeichnungen, manchmal nur am Rande, manchmal über die ganze Seite. An sich sind die auch super schön - nur beim lesen haben sie mich manchmal ein bisschen genervt. Manchmal schweift der Blick dann von der Zeile einfach ab, um sich ein kleines Detail in den Zeichnungen genauer zu betrachten. Das spricht definitiv FÜR die Zeichnungen - allerdings gegen die Platzierung quer über den ganzen Text.

Ansonsten hat mich das Buch allerdings umgehauen. Ich wusste bis zum Ende nicht wirklich, was gespielt wird. Und wenn ich mal ganz ehrlich zu mir selbst bin, habe ich auch jetzt nicht mehr als eine vage Vermutung. Denn wir halten nur den ersten Teil einer Reihe in den Händen - es gibt also durchaus einige Antworten im Laufe der Geschichte, aber mindestens genau so viele, wenn nicht noch viel mehr neue Fragen, die dringend beantwortet werden müssen.

Was ich von unserer Protagonistin halte weiß ich um ehrlich zu sein selbst noch nicht - macht aber nix, ich glaube das geht ihr nicht wirklich anders. Der Schlag auf den Kopf ist da aber eine ganz gute Entschuldigung für.
Auf der einen Seite ist sie tough. Ja, ich gebe zu, dafür muss man ein bisschen über den Tellerrand gucken, denn die meiste Zeit zu Beginn verbringt sie erstmal mit heulen. Aber sind wir mal ehrlich : sie ist ein Teenager. Die heulen eh schon überdurchschnittlich oft. Mit einer kompletten Amnesie darf man das wohl auch.
Sie weiß genau was sie will. Nämlich wissen, was passiert ist. Und warum. Und vor allen Dingen, wer sie einmal war. Nur das WIE, darüber könnte man noch diskutieren.
Da kommt dann nämlich der nicht ganz so wünschenswerte Aspekt ihrer Persönlichkeit zu Tage, ihre schreckliche Naivität. 
Bezugspunkte hat sie eigentlich nur 4 : ihre Eltern und zwei Jungs. Gut, erstere kann sie sich nicht aussuchen, aber die zumindest die Jungs würde ich an ihrer Stelle möglichst bald in die Tonne kloppen. Die 4 haben nämlich eines gemeinsam : sie sind ungefähr so hilfreich wie ein Furunkel am Fuß. Was halb so schlimm wäre, wenn nicht absolut klar wäre, dass sie helfen könnten, wenn sie denn nur wollten. Und wirklich uneigennützig ist der Affentanz bei keinem der vier, darauf würde ich was wetten.

Was wünsche ich mir also vom sehnsüchtig erwarteten Band 2? Genau so viel Spannung, ein paar Puzzleteile mehr für des Rätsels Lösung und hoffentlich 2 jungs in mentalen Mülltonnen. Ich freu mich drauf!