Rezension

Beklemmend aktuell und spannend

Die Strömung - Rolf Börjlind, Cilla Börjlind

Die Strömung
von Rolf Börjlind Cilla Börjlind

Bewertet mit 5 Sternen

Das Autorenduo Cilla und Rolf Börjlind schreibt normalerweise Drehbücher, wenn es nicht an dieser Serie um Oliva Rönning und Tom Stilton schreibt. Auch bei diesem Band merkt man das gleich wieder auf den ersten Seiten, wo filmreif beschrieben wird, wie sich 2005 in Stockholm vier Männer treffen, die ein "Neues Reich" gründen wollen. Am Ende ihres Barbesuchs geschieht etwas, aber der Leser weiß nicht, was es ist, denn wie schon in den ersten beiden Büchern wird dieses Ereignis erst viel später im Buch wieder aufgenommen..

Olivia hat sich für sechs Monate als Streifenpolizistin in einem kleinen Ort verpflichtet, um ihrem Freund Ove näher zu sein – nur leider geht Ove jetzt nach zwei Monaten nach Costa Rica… Besonders wohl fühlt Olivia sich an ihrem neuen Arbeitsplatz nicht, da die meisten ihrer Kollegen kein Hehl aus ihrer Abneigung gegen Ausländer und alle Menschen, die "anders" sind, machen. Dann wird in ihrem Revier ein kleines Mädchen ghanaischer Herkunft ermordet, einige Tage später ein halbkurdischer Junge auf dieselbe Weise in Stockholm. Die Polizei rätselt, wo der Zusammenhang liegen könnte. Ist es nur die Herkunft der Kinder? Plötzlich tauchen Spuren zu einem Selbstmord und einem alten Mordfall auf und der Fall wird immer verworrener. Es ist dieser alte Mordfall, der für Tom Stilton zur Lebensaufgabe geworden ist, daher arbeitet er mit Olivia zusammen, obwohl er eigentlich nicht mehr mit der Polizei zusammenarbeiten wollte.

Die beiden Autoren verstehen es sehr gut, vom ersten Satz an eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Ich habe bei ihren Büchern immer das Gefühl, im Kopf einen Film zu sehen. Dazu ist die Handlung sehr vielschichtig und daher nicht vorhersehbar. "Die Strömung" hat mir wieder sehr gut gefallen, allerdings hat das Buch weniger Tempo als die beiden ersten Bände; dafür geht es diesmal inhaltlich tiefer. Es ist aber trotzdem spannend und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht und war überrascht von den plötzlichen Wendungen.

Die Handlung spielt 2013 und ist beklemmend aktuell. Es erscheint unglaublich, welche Dimensionen Nationalismus und Ausländerhass annehmen können und man mag gar nicht glauben, dass dieses rechtsradikale Gedankengut in Schweden (und anderen europäischen Ländern) so verbreitet und auch gesellschaftsfähig ist. Insofern ist das Buch, abgesehen davon, dass es ein spannender Krimi ist, auch gesellschaftskritisch und regt zum Nachdenken über dieses Thema an.