Rezension

Berührend und spannend

Zwei fremde Leben - Frank Goldammer

Zwei fremde Leben
von Frank Goldammer

Bewertet mit 5 Sternen

Dresdner Frauenklinikum, 1973

Eine junge Frau liegt total benommen vom Schmerzen und Medikamenten in den Wehen und erlebt den Alptraum aller werdenden Mütter. Obwohl ihr Vater der Chefarzt und bei der Entbindung dabei ist, es gibt Komplikationen bei der Geburt und es heißt, ihr Kind sei tot geboren. Doch Ricarda glaubt es nicht und beginnt eine verzweifelte Suche nach der Wahrheit.

Ein junger Polizist wartet vor der Frauenklinik, in der seine hochschwangere Frau liegt, und beobachtet wie ein Auto mit Berliner Kennzeichen den Parkplatz verlässt. Fast gleichzeitig lernt er einen Jungen Mann kennen, deren Baby angeblich bei der Geburt gestorben sei. Rusts Polizisten Sinne sind sofort alarmiert. Er hegt Zweifel an der offiziellen Version der Ärzte und stürzt sich eigenmächtig in eine sehr gefährliche Spurensuche.

Sommer 1989

Die sechzehnjährige Claudia erfährt, dass sie von den hochrangigen SED-Parteifunktionäeren Behlings adoptiert wurde und verlässt sie ihre Familie. Wenige Wochen später fällt die Mauer und Claudia macht sich auf die Suche nach der Frau, die sie nach der Geburt weggegeben haben soll.

Es ist mein erstes Buch von dem Autor und ich bin absolut begeistert. Herr Goldammer hat mich (Mutter von einer Tochter) in einem Szenario gesetzt, die ich mir und all den Müttern nie im Leben wünschen würde. Stellenweise hat mich die Geschichte so tief ergriffen, sodass ich pausieren musste. Ricardas Verzweiflung, ihr Leid und Ängste sind spürbar nah und haben mich total mitgenommen. Die Gefühle von eigenen Eltern verraten und als Verrückte bezeichnet werden, ist hart und alles kommt sehr realistisch hervor. Ich habe mit Ricarda mitgelitten. Doch nicht nur Ricarda, sondern auch Vollblut Polizist Rust und all die andere Nebencharaktere sind hervorragend authentisch geschrieben. Dank dem bildhaften Schreibstil des Autors, fühlt man sich in die DDR-Zeiten zurückgesetzt. Was ich aber grandios fand, ich hatte ganze Zeit ein mulmiges Bauchgefühl und hab mich beobachtet gefühlt.
Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen und drei verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass man keine Langeweile beim Lesen spürt und in deren Gefühlswelt ohne Probleme eintaucht.

Frank Goldammer hat ein schwieriges Thema ausgesucht und meine Meinung nach hat er es sehr gut umgesetzt. Es ist eine bewegende, berührende und vor allem aber eine sehr spannende Geschichte, die ich teilweise mit Gänsehaut und mit angehaltenen Atem gelesen habe. Von mir absolute Leseempfehlung.