Rezension

Bewegende Geschichte

Heimkehr nach Whale Island -

Heimkehr nach Whale Island
von Miriam Covi

Bewertet mit 5 Sternen

„...Erschrocken sehe ich auf, als dicht vor mir ein Fahrradfahrer mit Schlingern zum Stehen kommt und mich fassungslos anstarrt. Sprachlos starre ich zurück – in die hellgrauen Augen meines Chefs...“

 

Das hätte schief gehen könne! Greta arbeitet in einem Hotel in New York, dass von Duncan Sommerset gemanagt wird. Mit dem Spitznamen „der Eisblock“ wird er von seinen Angestellten wegen seiner kühlen und abweisenden Art bedacht. Allerdings ist er ein Bild von einem Mann, aber leider verheiratet.

Für Greta birgt der Tag eine weitere Überraschung. Duncan teilt ihr mit, dass sie ihn wegen ihrer deutschen Sprachkenntnisse auf eine kanadische Insel begleiten soll.

Die Autorin hat einen spannenden und gefühlvollen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt sich in den bildhaften Beschreibungen der Landschaft, aber auch in den gut ausgearbeiteten Gesprächen.

Als Duncan mit Greta zur Insel übersetzt, trifft er überraschend auf seine Mutter. Er stellt er Greta als seine Ehefrau Catherine vor. Greta ist nicht begeistert, aber für wenige Tage bereit, das Spiel mitzuspielen. Doch die Geschichte erhält plötzlich eine ganz neue Dynamik. In ihrer liebenswürdigen und aufgeschlossenen Art wird Greta schnell von der Familie angenommen. Duncan allerdings wird kritisch beäugt.

 

„...Duncan ist vermutlich nur aus diesem Grund hier: Um sich vor Augen zu halten, wie beschissen schlicht hier alles ist, und dass er damals die richtige Entscheidung getroffen hat, von hier abzuhauen...“

 

Als Duncan allerdings mitteilt, warum er wirklich gekommen ist, wird die Situation für ihn nicht besser. Seine großen Pläne stoßen auf Widerstand.

Greta dagegen, die ihre Kindheit und Jugend nur in Hotels verbracht hat und nirgendwo heimisch war, fühlt sich auf der Insel wie angekommen.

 

„...Weit und tiefblau erstreckt sich der Atlantik bis zum Horizont, er ist aufgewühlt und stürmisch,gewaltige Wellen rollen an die schroffe Küste, lassen weiße Gicht über die rauen Felsblocken am Ufer schäumen. Auch der Himmel wirkt mit einem Schlag blau, wie gemalt...“

 

Doch die Insel hinterlässt auch bei Duncan Spuren. Das enge Zusammensein mit Greta sorgt dafür, dass beide sich nicht an die beruflichen Rollen halten. Greta gibt ihm schon einmal Widerworte, wenn sie die Sache anders sieht. Nach und nach taut er auf. Als Leser erfahre ich genau wie Greta durch seine Schwester Skye, was vor 13 Jahren passiert ist.

Neben der Familie hat die Autorin auf der Insel einige besondere Charaktere kreiert. Da ist zum einen Rae, die mit einem Bibliotheksbus auf die Insel kommt. Was sie sagt, ist Gesetz. Das hat Gründe.

Zum anderen lebt auf der Insel der Deutsche Gottlieb. Trotz harter Schicksalsschläge will er nicht weg.

Die Zu- und Umstände erfordern es, dass sich der Aufenthalt für Duncan und Greta verlängert. Das gibt Duncan Zeit, sich mit seiner Familie auszusprechen. Zwischen ihm und Greta knistert es zunehmend.

Wie wird er sich entscheiden? Will er zurück in die Glamourwelt von New York?

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Gerade in den persönlichen Schicksalen wird deutlich, dass der schöne Schein manchmal nur eine Maske ist, hinter der sich tiefe Verletzungen verbergen.