Rezension

Das Böse lauert überall

Böse -

Böse
von Jonas Wagner

Bewertet mit 4 Sternen

grausig und spannend, geht unter die Haut

„Böse“ ist ein Thriller, der das Grauen an einen Ort bringt, der sicher sein sollte. Ein Ort, an dem die Nachbarn einander kennen, an dem man seine Tür nicht abschließen muss und ein Ort, an dem das Böse nicht existiert. „Böse“ schafft eine grausame Zwischenwelt in unserer Realität, bei der man sich fragen muss, wie gut man seine Nachbarn wirklich kennt und wem man eigentlich trauen kann.

Zum Inhalt: nach der Scheidung braucht Katharina einen Neuanfang für sich und ihre siebzehnjährige Tochter Fenja. Deswegen zieht sie mit ihr ins beschauliche Hussfeld. Einen kleinen Ort, der als der sicherste des ganzen Landkreises gilt. Hier will Katharina für sich und ihre Tochter ein neues zu Hause schaffen. Doch die Ruhe im Ort ist trügerisch und die Dorfbewohner beäugen die Neuankömmlinge kritisch, Störenfriede will in Hussfeld niemand haben. Als Fenja nach einer Party nach Hause kommt, glaubt niemand an ein Verbrechen. Denn in Hussfeld geschehen keine Verbrechen und Fenjas Ruf war eher zweifelhaft. Doch Katharina lässt nicht locker und kommt allmählich dem Bösen auf die Spur. 

Das Buch ist packend geschrieben, wobei die düstere und unangenehme Atmosphäre hauptsächlich von diesem hinterwäldlerischen Dorf und seinen Bewohnern herrührt. Katharina und ihre Tochter werden schnell vorverurteilt und abgestempelt. Die Ansichten der Bewohner wirken teils etwas aus der Zeit gefallen, zumeist aber einfach engstirnig und unsympathisch. Dass alle wegschauen, wenn ein junges Mädchen verschwindet hat mich beim Lesen unglaublich wütend gemacht. Aber Katharina beweist Mut und Stärke und lässt sich nicht kleinmachen. Sie ist wild entschlossen ihr Kind zu finden. Doch wem kann sie eigentlich trauen?

Die Episoden aus Fenjas Perspektive sind optisch abgesetzt und wirken grausam und beängstigend, ohne zu detailliert zu sein. Vieles wird der Fantasie des Lesers überlassen, was mir gut gefallen hat. Die Andeutungen sind ausreichend, um eine Vorstellung zu bekommen, was passiert ohne zu brutal oder bildlich in ihrer Gewaltsamkeit zu sein. 

Das Ende hat mir ehrlich gesagt nicht so gut gefallen, da für mich viele Fragen bezüglich der Motive und Hintergründe, sowie des Ausgangs und der Konsequenzen unbeantwortet bleiben. Hier hätte ich mir einen klaren Abschluss gewünscht. 

Alles in allem aber ein spannender Thriller, der unter die Haut geht.