Rezension

Das Buch ist berührend und emotional

Raum - Emma Donoghue

Raum
von Emma Donoghue

Bewertet mit 4 Sternen

Titel: Raum
Originaltitel: Room
Reihe: /
Autor: Emma Donoghue
Verlag: Piper
Genre: Gegenwartsliteratur
Seitenanzahl: 416
Erscheinungsdatum: November 2012
Preis: 9,99 € [Broschiert]

Meine Erwartungen:
Alle Rezensionen die ich bisher über dieses Buch gelesen habe waren gelinde gesagt sehr gut. Somit habe ich mich dann auch mit hohen Erwartungen an dieses Buch gesetzt. Als der Piperverlag mir dann außerdem ein Rezensionsexemplar zugesandt hat war ich selbstverständlich noch erfreuter und habe mich direkt ans Lesen gemacht!

Das Cover:
Das Cover ist schlicht in Weiß gehalten und der Titel „Raum“ sticht mit den Farben und der Schreibweise sehr hervor. Es wirkt wie die Schrift eines Kindes. Diese Vermutung wird durch die feinen Spritzer um den Titel von der Farbe bestärkt. Sonst gibt es jedoch so gut wie nichts, was einen über den Inhalt spekulieren ließe.

Die Charaktere:
Jack ist ein schlauer kleiner Junge dessen einzige Freunde seine Ma, ein paar Cartoonfiguren und gelegentlich eine Maus sind. Er kennt nichts außer Raum und alles was im Fernsehen zu sehen ist, ist nicht echt. Bis er erfährt das alles was er gedacht hat zu wissen nicht der Realität entspricht. Denn die Szenarien aus dem Fernseher sind sehr wohl echt. Er ist ein sehr netter Junge der selbstverständlich gelegentlich etwas meckert und doch ist seine Ma für ihn sein Ein und Alles.

Jacks Ma bürgt einige Geheimnisse. Beispielsweise das es eine Welt außerhalb von Raum gibt. Sie bleibt insbesondere zu Beginn eher etwas undurchsichtig, da alle Szenerien aus Jacks kindlicher Sicht beschrieben werden. Ich konnte sie nicht immer nachvollziehen und doch sollte man hier bedenken, dass sie, eine junge Mutter, seit Jahren in einem Raum gefangen ist und für sie somit sozusagen ihre eigenen Regeln gelten.
Ihren richtigen Namen erfährt man außerdem bis zum Ende nicht.

Zitate:
„Und wenn ich Kinder angucke, sieht es meistens so aus, als ob die Erwachsenen sie gar nicht richtig leiden können, nicht mal die Eltern. Sagen tun sie zu den Kindern immer ,hinreißend‘ und ,wie süß‘ , und dann müssen die Kinder alles noch mal machen, damit die Erwachsenen ein Foto machen können, aber mit den Kindern spielen wollen sie eigentlich gar nicht, sie trinken lieber Kaffee und sprechen mit anderen Erwachsenen. Manchmal weint ein kleines Kind sogar, und die Ma von dem hört es gar nicht.“

Meine Meinung:
Also zuerst einmal muss man sich eindeutig an den Schreibstil gewöhnen. Aus der Sicht eines Fünfjährigen zu lesen ist nicht so einfach wie man sich vielleicht vorstellt und ich möchte gar nicht wissen wie viel Arbeit das für die Autorin gewesen sein muss!
Genau diese Erzählweise sorgt auch dafür, dass dieses Buch ein ganz besonderes ist. Als Leser gewöhnt man sich nach einiger Zeit an die Erzählweise und die vielen Fehler die damit einhergehen. Mir kam es außerdem so vor, als würde sich Jacks Sprache, je mehr er sich mit der tatsächlichen Welt auseinandersetzt, mit ihm gemeinsam weiterentwickeln und verbessern.

Die Autorin hat die Sichtweise eines Fünfjährigen sehr gut in Worte fassen können, weshalb hier wohl eindeutig ein Lob angebracht ist.

Es ist wirklich interessant mitzuerleben wie das Leben dieses kleinen Jungen auf den Kopf gestellt wird, wie er damit klarkommt und auch wie er zuvor gelebt hat – in Raum und erschreckend wozu manche Menschen in der Lage sind (in diesem Fall: Old Nick).

Die Beschreibung von Raum hat etwas zu lange gedauert. Man liest im ersten Drittel des Buches einzig wie der Ablauf in Raum ist, wie Jack und seine Ma dort leben und miteinander umgehen. Das war zwar interessant, hätte man meinem Erachten nach jedoch etwas kürzer fassen können.

Was ich wirklich für interessant und gelungen Empfunden habe, ist die Tatsache, dass der Leser obwohl er nur erfährt was auch der kleine Jack erfährt, trotzdem mehr weiß als er. Der Leser kann das was Jack recht sachlich zusammenfasst oder was ihn irritiert meistens gut einordnen und kann die Geräusche oder auch das Verhalten gut interpretieren.

Das Jack nichts von der Außenwelt weiß hat mich etwas stutzig gemacht. Zuerst hat es bei mir für Verwirrung gesorgt da der Leser ja ebenfalls nichts über die Gründe des Aufenthalts von Raum weiß.
Im Nachhinein hat es mich dann noch immer gewundert, wenn auch nicht mehr so sehr wie zuvor. Ich finde es schade, dass sie ihm erstmal nichts darüber erzählt und dann alles auf einmal. Es wundert mich nicht, dass der fünfjährige Jack einiges davon nicht begreift und nicht begreifen möchte! Wie sollte er auch..

Ich möchte aber eigentlich gar nicht mehr über den Inhalt verraten, da ich euch sonst spoilern würde.

Das Buch ist berührend und emotional, hat jedoch vereinzelt Schwachstellen die mich dazu veranlassen, einen Stern abzuziehen. Ich vergebe 4/5 Sterne.