Rezension

Das könnte eine richtig gute Serie werden!

Unschuldslamm - Judith Arendt

Unschuldslamm
von Judith Arendt

Ruth Holländer hat sich grade richtig gut mit Ihrem Leben arrangiert. Als ihr Mann sie und ihre beiden Kinder vor Jahren verließ – Lukas was damals 10 und Annika 4 - wusste sie zunächst einfach nicht weiter.

Erst 4 Jahre später - nach einer kleinen Finanzspritze von ihren Eltern - hatte sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen und ein kleines französisches Bistro eröffnet, das sie nun heiß und innig liebt und das zu ihrem zweiten Zuhause geworden ist.

Und jetzt - kurz vor ihrem 50sten Geburtstag - flattert ihr doch tatsächlich eine Berufung zur Schöffin ins Haus. Am liebsten würde Ruth sich einfach davor drücken - schließlich hat sie weder Zeit noch Lust für diese Geschichte frei zu machen. Erst als ihre Mitarbeiterin und mittlerweile auch Freundin Jamila ihr mit Engelszungen gut zuredet, beschließt sie, sich die 'freien Tage' - die ersten seit Jahren - zu gönnen und das Beste daraus zu machen.

So tritt sie - am angegebenen Termin - vollkommen unvorbereitet Ihren Dienst als Schöffin an und das direkt bei einem Mordfall. Die junge Kurdin Derya Demizgül wurde ermordet und auf der Anklagebank sitzt ihr Bruder Aras. Ruth ist schockiert. Nicht nur das Derya in Annikas Alter war, nein, die beiden gingen sogar auf die gleiche Schule.

Natürlich hatten alle etwas von dem tragischen Fall mitbekommen, aber das SIE nun ausgerechnet als Schöffin Dienst tut und dann noch so ... ungern und unvorbereitet ... , trifft sie doch ziemlich hart.

Umso mehr verspricht sie sich nun selbst, ihrer Aufgabe gerecht zu werden und ihr Bestes zu geben...

Fazit

Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich nicht einmal wusste 1das es in Deutschland das Amt des Schöffen noch gibt und welche Aufgaben es umfasst. Ich lese zwar unheimlich gerne Krimis, aber diese enden ja meist mit der Ergreifung des Täters.

Also habe ich mir das Ganze vorab erst einmal im Internet angeschaut und ganz ehrlich? Ich weiß nicht, ob mir diese Aufgabe gefallen würde. Ohne juristische Ausbildung in eventuell schwerwiegenden Fällen z.T. gleichberechtigt mit dem oder den Richtern ein Urteil zu fällen...das ist schon eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Ruth, die genau in dieser Situation steckt war mir auf anhieb sympathisch. Nicht schön, klug und reich, sondern ein Mensch, wie du und ich mit Problemen und Sorgen, die viele andere Menschen auch tagtäglich schultern müssen, findet sie sich als Schöffin wieder und erkennt die Ernsthaftigkeit ihrer Tätigkeit.

Die Geschichte wird teilweise in Rückblenden, teilweise durch Verhörprotokolle und durch die aktuellen Entwicklungen erzählt ohne zu verwirren. Im Gegenteil - die Geschichte, die zunächst nach einem ganz 'normalen' Ehrenmord aussieht, gewinnt immer mehr Strukturen, sie gewährt immer tiefere Einblicke in das Leben Deryas und ihres Umfeldes.

Mir hat die Idee, den Fall um das Amt eines Schöffen aufzubauen sehr gut gefallen, die Schreibweise ist flüssig, der Aufbau des Falles spannend und so legt man das Buch nur ungern zur Seite.

Der zweite Fall für Ruth Holländer ('Sündenbock') wartet bereits auf mich und ich bin schon gespannt darauf – das könnte eine richtig gute Serie werden!

Viele Grüße von der Numi