Rezension

Die Entscheidungen des Lebens

All die Jahre
von J. Courtney Sullivan

Bewertet mit 5 Sternen

Eine wundervolle Familiengeschichte über die wirklich wichtigen Momente im Leben. Ein leiser Roman, der auch zum Nachdenken anregt.

Nora und Theresa Flynn machen sich 1957 gemeinsam auf den Weg von Irland nach Amerika. Nora, 21 Jahre alt, wird dort von ihrem zukünftigen Ehemann erwartet, der bereits einige Zeit vorher nach Amerika gegangen ist, um Nora dort ein besseres Leben als in Irland bieten zu können. Ihre 17-jährige Schwester Theresa kommt mit ihr, da sie hofft, in Amerika eine Ausbildung machen zu können. 
50 Jahre später lebt Theresa als Nonne in einem Kloster und Nora hat vier erwachsene Kinder: Patrick, John, Bridget und Brian. Die Schwestern hatten jahrelang keinen Kontakt.

Die Geschichte beginnt im Jahr 2009 mit einer schrecklichen Nachricht für Nora und springt dann erst einmal in das Jahr 1957. Immer wieder wechselt die Zeit, in der der Roman spielt und so erfährt man als Leser erst nach und nach, was alles in der Vergangenheit passiert ist. Auch die Erzählperspektive wechselt und so bekommt man einen guten Einblick in die Gefühlswelt verschiedener Personen und deren Beweggründen. Für mich war es sehr spannend, abwechselnd von Nora und Theresa zu lesen. Ich mochte Theresa von Anfang an sehr gerne, mit Nora musste ich jedoch erst warm werden. Besonders gut haben mir aber die ganzen kleinen Nebenhandlungen zu Noras Kindern gefallen. Alle sind sehr eigenwillige Personen und einerseits sehr verschieden und andererseits sich so ähnlich. 

Der ganze Roman hat sich sehr leicht gelesen, obwohl es doch um viele Familiengeheimnisse ging und es auch ernste Themen waren. Aber vor allem ging es darum, wie wichtig Familie ist. Die Geschichte hat mich sehr bewegt und obwohl 50 Jahre keine so lange Zeit ist, fühlte es sich manchmal seltsam an, von den Geschehnissen um 1957 zu lesen. Es ist insgesamt ein ruhiger, leiser Roman, in dem nicht so sehr die Geschehnisse selbst, sondern mehr die Beweggründe der  Personen im Vordergrund stehen. Jede Entscheidung, die wir treffen, zieht Konsequenzen nach sich. Und fast alle dieser Konsequenzen betreffen nicht nur eine Person. Jeder möchte immer das Beste für seine Familie. Mich hat der Roman auch zum Nachdenken über mein eigenes Leben angeregt und dazu, dass man für so vieles, was man manchmal als selbstverständlich hält, dankbar sein sollte.

Ich konnte den Roman fast nicht aus der Hand legen und fand es sehr interessant, als immer mehr aufgedeckt wurde und die Puzzleteile der Geschichte so langsam zueinander fanden. Auch wenn vieles durch Andeutungen und die Szenen in der Gegenwart bereits bekannt war, fand ich es spannend zu lesen, wie es dazu kam. Ich mag es aber auch, wenn ich mir als Leser meine eigenen Gedanken zur Handlung machen kann und auch das hat dieser Roman mir geboten. Es ist eine wundervolle Familiengeschichte über die wirklich wichtigen Momente im Leben.