Rezension

Düsteres Märchen, das ich gerne schon in meiner Jugend gelesen hätte

Wie man einen Prinzen tötet -

Wie man einen Prinzen tötet
von T. Kingfisher

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Geschichte ist kein klassisches Märchen, in dem die schöne Prinzessin in Nöten von einem schneidigen Prinzen gerettet wird. Nein, diese Prinzessin ist fest entschlossen einen Prinzen zu töten. Ich muss sagen diese Art düsteres Märchen mit unabhängiger Frauenfigur hätte ich gerne schon in meiner Jugend gelesen. Gerne mehr davon.

 

Zum Inhalt: Marra ist die jüngste Prinzessin eines kleinen Königreichs. Damit das Reich nicht überfallen wird, heiratet ihre Schwester den Prinzen des angrenzenden Königreichs. Doch kurz nach der Heirat verstirbt sie auf tragische Weise. Um das Reich zu sichern, wird auch Marras andere Schwester mit dem Prinzen verheiratet und Marra selbst ins Kloster geschickt. Als Marra erkennt, dass der Prinz ihre Schwester misshandelt, fasst sie einen riskanten Plan: sie will den Prinzen töten.

 

Das Buch vereint die klassischen Märchenelemente: Zeit und Ort werden nicht genauer definiert, die Heldin der Geschichte muss sich magischen Aufgaben stellen und es kommen allerlei wundersame Weggefährten vor. Das Königreich und die Orte, an die sich Marra begibt, wirken eher düster und bedrohlich, sodass sich eine angespannte Atmosphäre aufbaut. Also keine Spur der verklärt-fröhlichen Märchenwelten, die Disney kreiert hat. Dieser Twist hat mir gut gefallen.

 

Was ich total gut fand, ist dass die Charaktere alle schon etwas älter und gefestigter sind, Marra also keine ganz so naive junge Prinzessin ist, auch wenn ihre Lebensumstände ihren Erfahrungsschatz massiv eingeschränkt haben. Umso mehr Lebenserfahrung bringen ihre Weggefährten mit, was in amüsante Unterhaltungen gipfelt. Man merkt richtig, dass die Figuren Ecken und Kanten haben, nicht einfach nur „gut“ sind und im Verlauf der Reise an sich selbst und der gemeinsamen Aufgabe wachsen. Es gibt realistische Momente des Zweifelns und der Angst vor dem Scheitern, was die Geschichte zu einem gelungenen Gesamtpaket macht.

 

Ich habe die Geschichte einfach genossen, auch wenn einige Sachverhalte, typisch für Märchen, nicht näher erläutert werden, sondern einfach als gesetzt gelten. Mir hat diese düstere Erzählung richtig gut gefallen und ich werde die Autorin definitiv im Auge behalten.