Rezension

Ganz anders als erwartet, aber leider trotzdem nicht besonders genug.

Wie man einen Prinzen tötet -

Wie man einen Prinzen tötet
von T. Kingfisher

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich muss sagen, dass ich mir nach dem Lesen des Klappentextes etwas völlig anderes unter der Geschichte vorgestellt habe. Derartig überrascht zu werden, war erfrischend und enttäuschend zugleich, sodass ich mit der Bewertung etwas hadere.

 

Der Anfang der Geschichte ist wahnsinnig abstrus. Man weiß noch rein gar nichts von der Welt und wird mit deren Merkwürdigkeiten zu Beginn gnadenlos bombardiert und verwirrt. Da wird aus dem Nichts ein Knochenhund hergestellt - man weiß nicht, warum, man weiß nicht, wie, es passiert einfach und die Leser*innen müssen es so hinnehmen. Es folgen weitere Abstrusitäten, bis man sich dann doch irgendwann, heimlich, still und leise, in der Welt besser zurechtfindet und einen groben Eindruck von ihr hat, mit dem man dann langsam versteht, was hier eigentlich vor sich geht.

 

Die Welt ist spannend entworfen, mit vielen innovativen und grenzenlosen Ideen, die jedoch nicht allzu sehr in die Tiefe gehen. Man bekommt ein paar interessante Fantasyelemente vorgesetzt, erfährt aber nicht viel über ihre Hintergründe. Für die Geschichte war das aber auch nicht notwendig, man erfährt alles, was man wissen muss.

 

Erwartet hatte ich eigentlich eine Geschichte, in der sich die Protagonistin am Hof aufhält und unschuldig gibt, während sie heimlich Pläne zur Ermordung des Prinzen schmiedet. Und üblicherweise entspinnt sich in so einem Fall dann doch eine Liebesgeschichte zwischen diesem Prinzen und unserer Protagonistin - aber so eine Geschichte ist es absolut nicht.

 

Unsere Protagonistin Marra hält sich kaum in der Nähe des Prinzen auf und hat im Grunde rein gar nichts mit ihm zu tun, aber weil er eine Gefahr für ihre Schwester darstellt, fasst sie den Entschluss, ihn zu töten. Dafür muss sie einige Verbündete um sich scharen und eine lange Reise auf sich nehmen, was den Großteil des Buches ausmacht. Die Reise ist durch die verschiedenen ungewöhnlichen Fantasyelemente und die ulkigen Charaktere spannend und interessant, sodass man sich bis zuletzt nicht langweilt. Gleichzeitig muss man das aber auch mögen, denn das hier ist keine Romantasy-Geschichte, wie man sie kennt. Sie hat eine ganz andere Atmosphäre, ist düsterer und reifer.

 

Dazu trägt auch das Alter der Protagonisten bei, denn Marra ist 30 und ihr Love Interest fast 40. In Marras Verhalten macht sich das aber kaum bemerkbar, sie wirkt manchmal trotzdem recht jung und naiv, sodass sie auch erst 16 hätte sein können, wenn ihr Alter nicht direkt am Anfang erwähnt worden wäre. Das fand ich aber nicht allzu dramatisch, da sie als Protagonistin in Ordnung war. Keine toughe Badass-Protagonistin à la Celaena Sardothien, aber auch kein jammerndes Prinzesschen, das immer wieder gerettet werden muss. Sie kann mutig sein, wenn sie muss. Aber natürlich hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn sie die Heldin der Geschichte gewesen wäre, wie es der Klappentext ja eigentlich erwarten lässt.

 

Die Liebesgeschichte ist fast gar nicht vorhanden und entwickelt sich nebenher, was sehr angenehm war. Aber auch hier hätte dem Buch ein Fünkchen mehr nicht geschadet.

 

Alles in allem ist das Buch ungewöhnlich und ganz anders, als man es erwarten würde, gleichzeitig aber trotzdem nichts Besonderes oder übermäßig Hervorstechendes. Die Handlung ist in ihren Details unvorhersehbar, in ihrem Grundgerüst ist sie jedoch alles andere als das.

 

Fazit

Eine interessante Geschichte mit ungewöhnlichen und innovativen Fantasyelementen, die jedoch aus dem Genre trotzdem nicht hervorsticht und einen richtig guten Plot vermissen lässt. Von mir gibt es 3,5 Sterne.