Eher ein Gefühl als eine Geschichte
Bewertet mit 4.5 Sternen
Das Buch "Krummes Holz" von Julja Linhof erzählt eine traurige Geschichte, die in den späten 70ern oder frühen 80er Jahren in Deutschland spielt.
Jirka, 19 Jahre jung, kehrt in den Sommerferien aus dem Internat zurück zum Bauernhof seiner Familie, die er fünf Jahre nicht besucht hat. Zu schwer lastet die Vergangenheit auf ihm. Ein brutaler Vater, eine früh verstorbene Mutter... Das alles hinterlässt Spuren, die vor Ort erneut Erinnerungen und Wunden aufreißt und den Leser mitnimmt in die Kindheit und die Gegenwart.
In der ersten Hälfte passiert nicht richtig viel; die meisten Vorkommnisse und Geheimnisse werden im letzten Drittel gelüftet. Ich finde allerdings, dass dieser stetige, langsame Aufbau, der einen unruhig werden und Böses ahnen lässt, richtig gut zur Stimmung und der Geschichte passt. Bei einem Krimi wäre es fatal, aber hier haben wir einen Roman, der meiner Meinung nach eher ein Gefühl (oder diverse Gefühle) vermitteln möchte anstatt eine abgeschlossene Geschichte mit Happy End zu erzählen. Für mich ist dieses Buch mehr Literatur als Roman.
Der Schreibstil ist stellenweise kompliziert, also definitiv kein Buch für zwischendurch, fast schon "schwere Kost" - inhaltlich wie auch schreibstilmäßig.
Fazit: insgesamt hinterlässt die Geschichte mich mit einem komischen Gefühl, was einfach an der Stimmung des Buches liegt; ich bin aber zufrieden mit der Art und Weise wie die Story ausgeht und könnte mir vorstellen, dass das Buch, im Sommer bei heißem Wetter (wie es auch in der Geschichte herrscht) noch besser zu lesen ist als im grau-nassen Februar!