Rezension

Viele krumme Hölzer ergeben ein Floß

Krummes Holz
von Julja Linhof

Menschliche und andere Abgründe in der Dorf-Idylle

Im Roman "Krummes Holz" von Julja Linhof kehrt Jirka nach 5 Jahren im Internat auf den heimatlichen Hof zurück. Er trifft auf seine vollkommen abweisende Schwester Malene, die inzwischen demente Großmutter und Leander, den Sohn des ehemaligen Verwalters. Der Vater ist abwesend, die Mutter früh verstorben. Die Erzählung wechselt zwischen Erinnerungen und gegenwärtigem Geschehen, was nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden ist. Die Menschen und der Hof sind gleichermaßen abweisend, die Natur scheint sich den Hof zurückzuholen, er wird teilweise von Pflanzen überwuchert und das Haus von Ameisen bevölkert. Jirka wird immer wieder von traumatischen Erlebnissen aus der Vergangenheit eingeholt. Sein Verhältnis zu Malene und Leander scheint jeweils vielfältig und kompliziert zu sein. Große Nähe, Entäuschungen und Abweisung liegen nah beieinander. Die Tage sind gekennzeichnet von Sprachlosigkeit und Nicht- Kommunikation, man geht sich aus dem Weg. Eine ganz langsame Annäherung erfolgt im Laufe des Romans, der von wenig äußeren Handlungen gekennzeichnet ist - bis sich schließlich ein gemeinsames Geheimnis offenbart, das Jirka, Malene und Leander für immer zusammen schweißen wird.