Rezension

intensiv - tragisch - unfertig

Krummes Holz
von Julja Linhof

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bei KRUMMES HOLZ handelt es sich um den Debütroman von Julja Linhof. Auf 207 Seiten wird die Heimkehr des 19 jähren Jirka auf den väterlichen Hof beschrieben. Nach 5 Jahren im Internat kehrt er zurück. Er trifft auf einen verfallen Hof, eine demente Großmutter eine feindselige Schwester und den Sohn des damaligen Verwalters, ein Freund aus Kindertagen. Den Vater trifft er nicht an, dieser ist "weg". Der Hof ist verfallen, es liegt eine drückende Hitze und Dürre auf dem Land. Sprachgewaltig und in vielen Bildern erzählt Linhof die Geschichte aus Sicht von Jirka. Dieser wird von Erinnerungen und teils verdrängten, teils sehr präsenten Gefühlen überfallen. Immer wieder verliert er sich in Erinnerungen und in starkten Emotionen. Dabei muss der Leser sehr aufpassen, in welcher Zeit sich Jirka gerade befindet, was er gerade fühlt, sind es alte, verdrängte Gefühle die aufbrechen oder seine aktuelle Situation. Durch die Erinnerungsfragmente und die Schilderung der Umgebung und dem Verhalten der Protagonisten gelingt es Linhof eine drückende, düstere Atmosphäre darzustellen. Von den Bruchstücken,die ich über die Kindheit und Jugend von Jirka, seiner Schwester Malene und dem Freund Leander erfahren habe, konnte ich mir ein ziemlich anschauliches Bild darüber machen, wie die drei aufgewachsen sind. Kindheiten, wie sie damals und leider auch noch heute gar nicht so selten waren. Eine Kindheit ohne Liebe, Unterstützung Anteilnahme, stattdessen geprägt von Gewalt und Demütigung. 

" Ein alte Bitterkeit, die in meiner Familie vererbt wurde, wie bei anderen Leuten Krebs." (S. 15). Dieser Satz fasst die Familiengeschichte recht gut zusammen. Denn durch einzelne Sätze, wie dahin geworfene Brocken, erfährt der Leser, dass der Grund des Verhaltens des Vaters schon in dessen Kindheit und Familiengeschichte zu suchen ist.

Den Sprache von Linhof fand ich wunderbar. Sie konnte mich damit in den Bann ziehen. Leider verlor sich der auf dem Klappentext angekündigte Sog, den die Geschichte entwicklen sollte bei mir so ab ca. 1/3 des Buches. Jirka verlor sich sehr in Gedanken und Erinnerungen und es wurde schwer ihm zu folgen. Insgesamt wurde die Geschichte immer düsterer und hoffnungsloser. Ich habe in der Regel kein Problem mit offenen Enden, aber hier war es mir dann doch zu offen. Ich hätte mich für die drei etwas mehr Hoffnung gewünscht. Insoweit stimmt der Klappentext: "Die Geschichte einer Familie, in der es keine Liebe gab. Die Geschichte zweier Geschwister, die sich auf der Suche nach ihr verloren haben."