Rezension

Ein Buch mit spannender Story, jedoch ohne Spannung

Verratenes Land - Greg Iles

Verratenes Land
von Greg Iles

Bewertet mit 3 Sternen

~~Greg Iles nimmt den Leser in „Verratenes Land“ mit in den amerikanischen
Süden, nach Mississippi, und erzählt eine spannende Geschichte von
Vergangenheit und Gegenwart, von Gier und Korruption, von Verantwortung und Verrat. Und von Schuld und Trauer.

Marshall McEwan ist heimgekehrt, weil sein Vater im Sterben liegt und er seine Mutter unterstützen möchte. Vor annähernd 30 Jahren hat er Bienville verlassen, eine Karriere als Journalist gemacht, den Pulitzerpreis bekommen. Die Rückkehr war nicht leicht für ihn, hatte er doch in jungen Jahren große Schwierigkeiten mit seinem trunksüchtigen Vater. Er ist am Boden zerstört, als er von Buck Ferris‘ Tod erfährt, hat sich dieser sich doch in seiner Jugend um ihn gekümmert, quasi als Ersatzvater.
Buck Ferris war Archäologe und vermutete auf dem zukünftigen Standort der
geplanten Papierfabrik in Bienville eine alte Indianersiedlung, weshalb er dort
unerlaubterweise bei Nacht und im Dunkeln gegraben hat. Und offenbar hatte ihn jemand beobachtet, der mit aller Macht verhindern wollte, dass er seine Erkenntnis den Entscheidungsträgern mitteilen und damit das Großprojekt
stoppen könnte. Aber ist es wirklich der Bienville Poker Club, der bei Ferris‘ Tod die Finger im Spiel hat, wie seine Frau vermutet?

Iles‘ beschreibt die erdrückende Südstaaten-Atmosphäre sehr eindrücklich. Die Landschaft und die Historie, die Überheblichkeit der High Society, die
Klüngeleien. All das gepaart mit der Heimkehr des verlorenen Sohnes, der sich noch immer die Schuld am Tod seines älteren Bruders gibt und wieder nach seinem Platz in der Stadt suchen muss, die ums Überleben kämpft.
Dass der Autor in der Ich-Perspektive schreibt, verleiht der ansonsten etwas langweiligen
Story einen gewissen Grad an Spannung, die jedoch durch den recht häufigen
Wechsel zwischen Vergangenheit und den damit verbundenen Selbstvorwürfen des Ich-Erzählers und den doch recht ausschweifenden, scheinbaren Nebenhandlungen, die erst auf den zweiten oder dritten Blick etwas mit der Handlung zu tun haben wieder verloren geht. Diese Ausschweifungen führen zu einem über 800 Seiten dicken Buch. Der Erzählstil ist an sich recht einfach gehalten und man konnte das Buch gut lesen.
Ich persönlich bin gut mit der Erzählstruktur des Autors zurechtgekommen und
war zumindest zu Beginn sehr von dem Buch und der Handlung gefesselt. Leider hat es der Autor nicht geschafft eine Spannungskurve über das gesamte Buch zu bilden und hat sich in schöne, aber für die Handlung belanglose, Landschaftsbeschreibungen verrannt. Aus dem Plot der Geschichte mit einem Club reicher, weißer Geschäftsmänner hätte man mehr machen und nicht nur an der Oberfläche kratzen können.
Die Kritik hinter der Geschichte ist völlig klar. Der Autor zieht immer wieder
Parallelen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen der USA, wie den
wirtschaftlichen Niedergang einst prosperierender Gegenden, die Vorurteile der weißen Gesellschaft gegenüber Schwarzen und die Korruption bei wirtschaftlichen Entscheidungen.