Rezension

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EIn Buch voller Möglichkeiten

Wunderbare Möglichkeiten - Manfred Mai

Wunderbare Möglichkeiten
von Manfred Mai

„Glaubt ihr, dass im Leben alles Zufall ist oder dass es einen Plan für jeden von uns gibt?“

Der elfjährige Maximilian ist ein wissbegieriger, belesener Junge. Ihn macht es bisweilen wahnsinnig, das die Erwachsenen ihn und seine Fragen nicht erst nehmen. Wenn er so außer sich ist, können  ihn nur Schwester Leo und Yasin, sein bester Freund, wieder beruhigen. Und dann ist da noch Anna, ein Mädchen aus seiner Klasse, die wie er über viele Dinge nachdenken muss und wegen der er plötzlich Schmetterlinge im Bauch hat…

„Wunderbare Möglichkeiten“ ist mein erstes Buch von Manfred Mai, aber es hat mich absolut verzaubert. Die Innenansichten und existentiellen Fragen, mit denen sich wahrscheinlich jeder heranwachsende Mensch irgendwann auseinander setzt, werden genauso thematisiert wie die letzten Freuden einer unbekümmerten Kindheit, aber auch Sorgen und Ängste – und der beginnende Leistungsdruck, den die Erwachsenen ausüben.

Der einzige Erwachsene, der Max wirklich ernst nimmt, ist sein Onkel Andreas, ein Künstler, dessen ungewöhnliches Leben bei den anderen auf Unverständnis und Ablehnung sorgt, der den Jungen aber ein Vorbild dafür ist, wie man frei leben kann.

Mich beeindrucken die Gedankenvielfalt und der Gerechtigkeitssinn, die Max antreiben. Neben der kleinen, man kann sie noch nicht wirklich Liebesgeschichte nennen, geht es auch um einen geistig behinderten Jungen aus der Nachbarschaft, der von Max‘ Klassenkameraden aufs Übelste gequält wird.

Wunderbare Möglichkeiten – damit sind die vielen Wege gemeint, die einem offenstehen, wenn man ein Kind ist und die sich immer weiter eingrenzen, je älter man wird. Es schwingt also auch eine wunderbare Melancholie mit in dieser kleinen, aber umso wertvolleren Geschichte.

Die Sprache ist dabei immer angenehm und auch für die junge Leserschaft verständlich. Viele Bezüge zu anderen Büchern laden zum Entdecken dieser Klassiker (wie z.B Sofies Welt) ein. Manche Formulierungen waren einfach nur traumhaft schön.

„Andreas wohnt am Stadtrand in einer Villa, die nicht verbergen will, dass sie aus dem vorletzten Jahrhundert stammt,  und nicht verbergen kann, dass sie seit dem letzten Jahrhundert immer nur notdürftig renoviert wurde.“

Einziger Wermutstropfen war für mich, dass die unterschiedlichen Erzählperspektiven manchmal etwas durcheinandergewürfelt wirkten, was ich aber leicht verzeihen kann. Ein wunderbares Buch für einen entspannten Lesenachmittag!