Rezension

unscheinbares Buch mit wichtiger Botschaft

Wunderbare Möglichkeiten - Manfred Mai

Wunderbare Möglichkeiten
von Manfred Mai

Bewertet mit 5 Sternen

Ein tiefgründiges Kinderbuch, das auch Erwachsene lesen sollten; Kinder mit ihren Eltern gemeinsam, bietet es doch eine einzigartige Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, sich wirklich einmal auszutauschen und sich miteinander zu beschäftigen. Eigene Kindheitserinnerungen werden wach. Man kann die Eltern wieder hören, wie sie einst sagten: „Das ist nun einmal so. Dafür bist du noch zu jung. Das verstehst du noch nicht.“

All das bekommt auch der 11jährige Maximilian des öfteren zu hören. Belesen, redegewandt und neugierig auf das Leben, das ihm viele Fragen stellt. Obwohl er von den Erwachsenen nicht ernst genommen wird, findet er sich nicht damit ab. Er macht sich nach wie vor viele Gedanken und stellt seinerseits Fragen, die es in sich haben. Ist alles nur Zufall, was geschieht oder steckt ein Plan dahinter? Welche Chance hat da noch der Einzelne? Kann man unter diesen Umständen noch Akteur sein oder ist man nur ein Spielball des Schicksals? Soll man sich treiben lassen oder gegensteuern? Dieses Dilemma ist der Dreh- und Angelpunkt des Buches, stößt es doch ähnlich wie eine Billardkugel alle Bereiche des Lebens an. Bindungen und Beziehungen werden hinterfragt ohne sie dabei wertend auf den Prüfstand zu stellen.

Unglaublich, wie sich Maximilian ernsthaft damit auseinandersetzt warum man überhaupt dieses oder jenes tut. Doch ihm fehlen Gleichgesinnte, Freunde, mit denen er sich wirklich austauschen kann. In Yasin hat er zwar einen sehr guten Freund, der ihm, dem häufig in Gedanken versunkenen Maximilian, den Rücken frei hält, doch ein wirklich Vertrauter im Geiste ist er eben nicht.

Seine tiefgründige Gedankenwelt ist durch eine Veränderung der Schriftart vom realen Geschehen abgegrenzt. Die Begebenheiten um ihn herum sind zwar nicht nebensächlich, doch das Hauptaugenmerk liegt eben auf den Gedanken, die sich der Junge so macht. Die Kontroverse dabei ist, dass das Handeln die Gedanken eher beeinflusst, als umgekehrt. Und so soll es ja eigentlich nicht sein.

In diesem Alter werden sich gewiss nicht viele Kinder mit solchen Themen beschäftigen. Aber manche tun es eben doch. Da dieses Buch nicht alle Kinder ansprechen wird, ist es aber ein sehr gutes Barometer und ein Plädoyer für das (Nach)Denken – in jedem Alter. Es ist ein Geschenk, das man sich selbst machen kann. Zwischen vergeistigt sein und tun, was einem gerade in den Kopf schießt, tut sich ein weiter Spiel- und Handlungsraum für jeden Einzelnen auf und bietet wunderbare Möglichkeiten. Ob nun Zufall oder Plan, die dritte Variable ist man selbst.