Rezension

Ein grandioser Roman, der durch Bildhaftigkeit glänzt

Asche und Phönix - Kai Meyer

Asche und Phönix
von Kai Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

Ruhm wird von vielen Menschen als erstrebenswert angesehen und gilt in vielen Bereichen als gewinnbringend. Aber oft wird Ruhm nicht nur mit Anerkennung und Geld gleich gesetzt, sondern auch mit Glück assoziiert. Das, dass allerdings nicht immer der Fall ist, zeigt uns nicht nur die Klatschpresse in einschlägigen, wöchentlich erscheinenden Magazinen, sondern auch der neue Roman von Kai Meyer. Denn genau das ist der "berühmte" rote Faden in seinem Buch "Asche und Phönix".
Parker, ein gefeierter Jungschauspieler und Sohn eines mächtigen Medienmoguls, trifft auf Ash, eine familienlose Obdachlose, die sich ihr Geld durch ausrauben von Hotelzimmern verdient. Auf den ersten Blick wird schnell klar, dass wir es hier mit 2 Protagonisten zu tun haben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und dies ist auch so. Was uns aber nicht wie vielleicht vermutet, erwartet, ist eine typische Liebesgeschichte a lá armes Mädchen verliebt sich in reichen Superstar. Schnell wird klar, dass wir es hier mit weit aus mehr zu tun bekommen. Wie der Klappentext nur versteckt verrät, ist "Asche und Phönix" ein Fantasy Roman, der dazu unglaublich viel Action und Spannung bereit hält. Und das von der ersten Seite an. Der Leser wird sofort in die unterschiedlichen Welten von Ash und Parker hinein projeziert und beobachtet sie von aussen. 
Der schon als filmreich zu beschreibende Schreibstil von Herrn Meyer lässt uns die nun folgende Hetzjagd von London nach Frankreich live miterleben. Der Leser ist ebenso ausser Atem und von Spannung getrieben wie die Protagonisten.
Die wortgewandte Schreibweise des Autors macht es dem Leser leicht, sich nicht nur Orte sondern ganze Situationen  bildhaft vorzustellen. Die auffällig häufig benutzten Metaphern greifen sofort und überzeugen zudem durch Direktheit. Aber auch wahnsinnig viele Details haben mich immer wieder begeistert. So macht ein plötzliches Feuerwerk inmitten eines Dialoges, die Szene noch realer und man will fast schon selber zum Himmel blicken um sich das Lichtspektakel anzugucken. Ebenso die immer mal wieder aufkommende Situationskomik, konnte mich oft schmunzeln lassen und gerne hätte ich davon noch eine Prise mehr gehabt.
Passend zum Grundthema des Plots, wurde das Buch, wie bei einem Theaterstück in Akte unterteilt. Auch der Vor- und Abspann fehlen nicht und gerade ersterer macht neugierig auf die Geschichte und genau so muss es sein.
Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Parker und Ash erzählt. Doch auch ein fantastisches Wesen, erhält die Möglichkeit uns in eigenen Kapiteln seine Sichtweise der Dinge zu schildern. Und genau diese Abschnitte schaffen es immer wieder Öl ins sowieso schon hoch lodernde Feuer der Spannung zu tröpfeln.
Gerade allen Nicht-Fantasy-Lesern möchte ich dieses Buch, als Einstieg in dieses Genre nahe legen. Denn hier werden unglaublich interessante und faszinierende Wesen, wahnsinnig toll in die reale Welt eingebaut, so dass sie einem zu keiner Zeit deplaziert vorkommen. Ich zweifelte nie an ihrer Existenz und konnte mir vorstellen, dass alles genau so passiert ist. So unrealistisch es vielleicht zu Anfang scheinen mag, ich nahm es als Ist-Zustand hin. Und ist nicht genau das die hohe Kunst des Schreibens? Dem Leser eigentlich unglaubliches, als etwas absolut realistisches zu verkaufen?
Allerdings braucht man bei diesem Buch auch starke Nerven und möglichst keinen nervösen Magen. Der Grund dafür sind teilweise sehr brutale Szenen, in denen nicht nur Körperteile abgetrennt werden, sondern auch Maden eine besondere Rolle spielen. Kai Meyer spielt in seinem Roman mit vielen Gefühlszuständen seiner Leser. Ekel gehört da genauso zu wie, Entsetzen aber auch Liebe.
Der Grund weshalb ich dem Buch keine 5 Punkte geben kann, ist leider das Ende. Schon einige Seiten vor Schluss wird einem die mögliche Lösung präsentiert und ab da passiert leider nur noch wenig überraschendes. Ein fulminantes Ende hatte ich mir erhofft. Eine Wendung die mich nochmal erstaunt hätte einen großen Knall zum Schluss, aber leider fiel das aus. Dennoch war es ein zufrieden stellendes Ende, was alle Fragen beantwortet hat.

 

FAZIT

Das Ruhm nicht immer alles ist, wird hier mit Situationskomik, unglaublicher Wortgewandtheit und unterstützt von fantastischen Wesen deutlich gemacht. Ein grandioser Roman der durch Bildhaftigkeit, realistische Charaktere und einem spannenden Plot glänzt, dem aber leider am Ende das gewisse Etwas fehlt.
Absolute Leseempfehlung auch für Neueinsteiger in das Fantasy-Genre. Sicherlich nicht mein letzter Kai Meyer.