Rezension

Ein gut gelungener Auftakt zur Speicherstadt-Saga

Der Duft der weiten Welt - Fenja Lüders

Der Duft der weiten Welt
von Fenja Lüders

Bewertet mit 4.5 Sternen

Man schreibt das Jahr 1912. Handlungsort ist Hamburg. Dort leben die Schwestern Mina und Agnes mit ihrem Vater Karl Deharde bei der Großmutter im Stadtteil Harvestehude. Der Vater leitet den Kaffeekontor in der Speicherstadt. Mina steht kurz vor ihrem Schulabschluss und will danach noch weiter lernen und Abitur machen. Doch das von ihr gewünschte Leben zu studieren, für Frauen der damaligen Zeit fast unmöglich. So oft es ihr möglich ist, besucht sie den Vater im Kontor. Dies ist eine Männerwelt, wo keine Frauen arbeiten. Dort freundet sie sich mit dem jungen Kontoristen Edo an. Für Mina ein Schock als sie erfährt, dass sie nach der Schule in ein Mädchenpensionat muss. Beschlossen von der Großmutter und der Vater hatte sich nicht dagegen setzen können. Ihre Mutter war schon verstorben. Und es braucht einen Ehemann, der das Kontor übernimmt, denn eine Frau konnte das nicht. Ein männlicher Erbe war nicht vorhanden.
"Der Duft der weiten Welt" ist der Auftaktband zur Speicherstadt-Saga. Der Prolog beginnt 1948. Hier nimmt Mina Abschied von der Vergangenheit. Was genau und warum das so ist bleibt offen. Und so geht es zurück in die Zeit von 1912/13.
Die einzelnen Charaktere sind gut aufgestellt. Angefangen von der Großmutter, die sich eben so verhält wie man es von einer Dame der Gesellschaft erwartet. Neumodisches Denken hat bei ihr keine Chance. Der Vater der beiden Schwestern denkt zwar weiter voraus. Allerdings sind die Schwierigkeiten, die Stellung der Frau, streng reglementiert und nicht jeder kann mit dem modischen Denken umgehen. Dann ist da Edo, der im Kontor des Vaters arbeitet. In ihn hat sich Mina verliebt. Dieser will nach Amerika auswandern und sie mitnehmen. Eine äußerst unsympathische Person tritt in die Handlung ein. Leutnant Frederik Lohmeyer, Sohn eines Kaffeeplantagenbesitzers. Er hat das Pech, der Zweitgeborene zu sein.
Man konnte dem Handlungsverlauf gut folgen. Beschreibungen runden das Bild ab. Das Leben vor gut einhundert Jahren, wie hat sich doch die Zeit geändert. Vieles zum positiven, manches noch immer verbesserungswürdig. Der geschichtliche Hintergrund ist gut mit der Handlung verstrickt.
Das Cover gibt einen Blick auf die Speicherstadt-Gebäude und eine Frau mit Kleidung der damaligen Zeit. Obwohl ich bezweifle, dass Frauen ohne weitere Oberbekleidung als nur der Bluse auf der Straße anzutreffen waren.
Die Autorin Fenja Lüders erzählt diese Geschichte in einem angenehmen Schreibstil.  Der Auftaktband der Trilogie hat sich gut lesen lassen. Im Sommer 2020 erscheint Band Zwei und dann recht zügig im Herbst der Abschlussband.
Die darauffolgenden Jahre von Band Eins liefern geschichtlich sicherlich viel Stoff, allein durch die zwei Weltkriege. Man darf schon gespannt sein.
So ist es für mich ein gut gelungener historischer Roman.