Rezension

Ein Krimi der anderen Art

Vertrauen -

Vertrauen
von Dror Mishani

Ein Krimi der anderen Art. Einer, bei der man auch als Leser sich Gedanken macht, wie weit würde man selbst gehen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen?! Ungewöhnlich, intensiv, manchmal weiß man nicht, wo will uns der Autor hinführen. Es ist definitiv ein Buch, bei dem man weiterdenken muss, auf Untertöne achten und ihn aufmerksam lesen sollte, dann hat es eine ungemeine Wucht.

Zwei Fälle beschäftigt die Kriminalpolizei in ein Vorort von Tel Aviv. Ein Säugling wird vor einem Krankenhaus ausgesetzt, eine Tatverdächtige wird schnell gefunden, aber die Befragung und die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Im zweiten Fall zeigt ein Hotel einen Betrugsfall an, doch dieser augenscheinliche Bagatellfall erweist sich für Avi Avraham als ein sprengstoffgeladener Vermisstenfall.

Es ist der vierte Fall von Mishani über den Ermittler Avi, aber der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Man muss sich die ersten Seiten etwas einlesen, damit man die Ermittler und deren Hintergründe, aber auch die hier neuen Fälle überblickt. Aber es ist keine große Schwierigkeit hineinzukommen. "Vertrauen" ist kein actiongeladener Thriller, die Erkenntnisse müssen erarbeitet werden, es geht um Detektivarbeit, aber auch um die richtigen Fragen, die gestellt werden müssen, um sich langsam, aber sicher, an die Wahrheit heranzutasten. Es ist ein Krimi der "feinen Art", vielleicht kann man es so beschreiben. Dror Mishani hat seinen ganz besonderen Erzählstil, die Figuren, egal ob Ermittler, Täter, Opfer oder sonstigen Beteiligte, haben Tiefe und sind nicht nur schwarz und weiß, sondern haben eine Geschichte, einen Hintergrund und als Leser kann man für selbst entscheiden, wie man Situationen/Protagonisten und Handlung beurteilt.

Die Sichtweisen wechseln zwischen Ermittler Avi, der den Fall des verschwundenen Hotelgastes untersucht und Liora, der Beschuldigten in dem Fall des ausgesetzten Kindes. Alleine hier zwei eigentlich überkreuz liegende Ansichten aus den diametralen Perspektiven zu wählen, finde ich schon ungewöhnlich und sehr interessant zu lesen. Die Handlung der beiden Fälle wird parallel erzählt und die Berührungspunkte der beiden sind fein, aber gut durchdacht. HIer

Das Ende zudem liest man kaum in einem Krimi, regt aber die eigene Phantasie an und wirft natürlich auch die Frage auf, wie man selbst gehandelt hätte. Daumen hoch für ein Lesevergnügen der anderen Art.