Rezension

Ein kurzweiliger Pageturner - aber hier geht noch mehr!

The Legion - Der Kreis der Fünf - Kami Garcia

The Legion - Der Kreis der Fünf
von Kami Garcia

*Worum geht's?*
Die Nacht, in der Kennedys Mutter stirbt, ändert alles. Plötzlich steht Kennedy vor einem Scherbenhaufen, der einmal ihr Leben gewesen sein soll, und muss ihr restliches Hab und Gut zusammensuchen, um ins Internat ziehen zu können, das ihre Tante für sie herausgesucht hat. Als Kennedy das letzte Mal in ihrem alten Zuhause übernachtet, geschehen furchteinflößende Dinge. Auf einmal wird ihr bewusst, dass ihre Mutter nicht auf natürliche Weise gestorben ist. Sie wurde ermordet - von einem Rachegeist, der es nun auf Kennedy abgesehen hat. In letzter Sekunde wird sie von den Zwillingen Jared und Lukas gerettet, zwei Geisterjägern, die Kennedy ihre Bestimmung offenbaren: Sie ist eine von ihnen. Ihre Mutter war Teil der Legion, einer geheimen Gesellschaft, deren Ziel es ist, die Welt von grausamen Geistern und Dämonen zu befreien. Jetzt ist es an Kennedy, ihren Platz einzunehmen.

*Meine Meinung:*
Mit "The Legion - Der Kreis der Fünf" wagt Kami Garcia, die zuvor mit ihrer Autorenkollegin Margaret Stohl an der "Beautiful Creatures"-Reihe schrieb, den Start ihrer Solo-Karriere. Auch mit ihrer neuen Serie bleibt die Autorin dem Fantasy-Genre treu, doch diesmal beschäftigt sie sich mit völlig anderen magischen Wesen: Geistern. "The Legion" handelt von fünf Jugendlichen, deren Schicksal es ist, gefährliche Spukgestalten zu jagen und die Welt von einem mächtigen Dämon zu befreien. Was im ersten Moment nach einer aufregenden Handlung klingt, wurde von Kami Garcia leider nur mäßig umgesetzt.

Die Geschichte legt schon mit dem ersten Kapitel ein rasantes Tempo an den Tag. Weder Protagonistin Kennedy noch ihre Leser bekommen Zeit zum Luftholen, denn in "The Legion - Der Kreis der Fünf" jagt ein Ereignis das nächste. Wer zu langsam ist, den holen die Geister - und das möchte man bei den Gespenstern, die Kami Garcia in ihrem Buch im Reich der Lebenden festhält, wirklich nicht erleben! Die zügige Handlung, kombiniert mit dem lockeren und leichten Schreibstil der Autorin, macht den Auftakt dieser neuen Buchreihe zu einem waschechten Pageturner, den man innerhalb kürzester Zeit verschlingt.

Leider ist das Tempo zugleich auch der größte Kritikpunkt an der Geschichte. Durch die hektischen Geschehnisse, die einen durch die Seiten treiben, geht leider viel Potenzial verloren. Man bekommt als Leser kaum die Gelegenheit, sich voll und ganz in den Roman fallen zu lassen, sich zwischen den Buchdeckeln umschauen zu können. Außerdem kommt sehr schnell das Gefühl auf, Kami Garcia würde ihre konstruierte Geschichte einfach abhandeln. Probleme werden innerhalb weniger Absätze gelöst, Geister im Handumdrehen erledigt und Fehler ohne große Konsequenzen behoben.

Dass die Charaktere neben der Handlung, die trotz ihrer inhaltlichen Fülle auf gerade einmal 336 Seiten erzählt wird, viel zu kurz kommen, ist nicht sehr verwunderlich. Außer Protagonistin Kennedy, die die Geschichte aus ihrer Perspektive beschreibt, bekommt man nur vage Eindrücke von den anderen vier Geisterjägern. Sie alle haben Persönlichkeiten voller Stärken und Schwächen und bewegende Hintergrundgeschichten, die man gerne kennenlernen möchte. Die Autorin hält sich mit Informationen ihrer Charaktere allerdings sehr zurück. Die wenigen Informationen, die man über sie erhält, schildert sie zudem derart knapp und emotionslos, dass man die Figuren nur als oberflächlich und skizzenhaft in Erinnerung behält.

Auch der Gruselfaktor flaut mit den Kapiteln immer stärker ab. Kann Kami Garcia zu Beginn noch für kleine Schauer sorgen, die einem eiskalt über den Rücken laufen, hat man sich spätestens ab der dritten geisterhaften Erscheinung langsam daran gewöhnt. Was der Spannung dabei am stärksten den Wind aus den Flügeln nimmt, ist definitiv die Kürze der Geschichte. Kein Geist stellt Kennedy und die Legion vor ernsthafte Schwierigkeiten, die sich nicht aus der Welt räumen ließen. Erst zum Ende der Geschichte fördert eine schockierende Wendung wieder Grusel und Spannung zu Tage, wie man sie zu Beginn erlebt hat. Doch dann befindet man sich schon auf den letzten Seiten und muss sich der Tatsache stellen, dass die Fortsetzung noch nicht in greifbarer Nähe auf einen wartet.

Schon früh deutet sich ein Liebesdreieck zwischen Kennedy und den attraktiven Geisterjäger-Zwillingen Lukas und Jared an. Immer wieder bringt Kami Garcia kleine Anspielungen in die Geschichte ein, ohne dass tatsächlich eine romantische Stimmung in den passenden Momenten aufkommen möchte. Wie auch beim Rest des Romans läuft die Liebesgeschichte sehr komprimiert ab und lässt kaum zu, dass Gefühle entstehen, die einen auch als Leser zum Schwärmen bringen. Viel mehr folgt sie einem vorhersehbaren Schema, das wohl eher die jüngere Leserschaft begeistern wird.

Trotz der vielen Kritikpunkte, die ich an "The Legion - Der Kreis der Fünf" habe, ist Kami Garcias neuer Auftakt lesenswert. Wer den Roman an einem düsteren, bestenfalls noch windigen Abend liest, wird zweifelsohne gut unterhalten werden. Das Buch ist ein Pageturner, bei dem man sicherlich nichts falsch machen kann, wenn man nach einer mitreißenden und leichten Lektüre für Zwischendurch sucht. Viele der Schwächen werden einem auch erst bewusst, wenn man nach der letzten Seite noch einmal über das Buch nachdenkt, und fallen einem während des Schmökerns gar nicht störend auf.

*Cover:*
Das Cover ist dem Original nachempfunden, greift für meinen Geschmack aber trotzdem völlig daneben. Abgesehen von den Zeichen fehlt mir jeglicher Bezug zur Geschichte selbst, da hätte ein düsteres Cover mit geisterhaften Schemen definitiv besser gepasst.

*Fazit:*
Mit "The Legion - Der Kreis der Fünf" startet Kami Garcia ihre Solo-Karriere als Autorin. Der Auftakt ihrer neuen Reihe, die sich um eine Gruppe von Geisterjägern und grausame Dämonen dreht, ist ihr allerdings nur mäßig gelungen. Zwischen den Buchdeckeln schlummert viel ungenutztes Potenzial! Die Idee ist spannend, die Charaktere voller Möglichkeiten, die Atmosphäre zunächst noch gelungen. Leider bleibt es bei den guten Grundbausteinen. Die Figuren bleiben oberflächlich, die Geschichte wirkt teils sehr konstruiert und das Gänsehaut-Feeling flaut recht schnell ab. "The Legion - Der Kreis der Fünf" bietet zweifelsohne ein unterhaltender Pageturner für Zwischendurch, aber hier hätte Kami Garcia vieles besser machen können. Für "The Legion - Der Kreis der Fünf" gebe ich stark schwächelnde drei Lurche.