Rezension

Ein neue Krimi-Reihe für mich!

Das Verstummen der Krähe - Sabine Kornbichler

Das Verstummen der Krähe
von Sabine Kornbichler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich bin mehr durch Verlegenheit zu diesem Buch gekommen, als dass ich es mir gezielt ausgesucht hätte, dennoch bin ich sehr froh darüber, dass dieses Buch seinen Weg zu mir gefunden hat. Dieses Buch unterscheidet sich von allen anderen Krimis, die ich bisher gelesen habe, da hier die Protagonistin einen Beruf ausübt, der mir in einem Krimi noch nicht untergekommen ist: Nachlassverwalterin. Kristina Mahlo wird vom Nachlassgericht beauftrag die Nachlässe Verstorbener zu verwalten. Erben ausfindig machen, Entrümpelungen organisieren und weltliche Gegenstände zu Geld machen sind nur einige ihrer Aufgaben. Das dies kein einfacher Beruf ist, stellt sie immer wieder fest, da sie ihre Mitarbeiter nicht lange halten kann, doch nun stellt sie Funda halbtags ein, die einen abgehärteten Eindruck macht. Der neueste Auftrag für Mahlo ist ein persönlicher: Die Tote hat ausdrücklich sie als Nachlassverwalterin bestimmt, in der Hoffnung sie würde die Unschuld ihres verurteilten Mannes beweisen können. Es winkt nicht nur eine stattliche Summe als Verdienst, da das Erbe so hoch ausfällt, nein es ermöglicht ihr auch noch einen Hinweis auf das Verschwinden ihres Bruders vor sechs Jahren. Jetzt muss sie nur noch herausfinden, welcher der Erben der Mörder ist, ob sie alle unschuldig sind, oder ob es wirklich der Gatte der Verstorbenen war. Nur das ist alles andere als einfach, wenn die Beschuldigten und Erben sich in der höheren Gesellschaftlichen Liga befinden…
Obwohl es manchmal nicht einfach war die Hintergründe, Motive und andere Dinge den einzelnen Verdächtigen zuordnen zu können, ließ sich Das Verstummen der Krähe einfach so weg lesen, da es nicht nur schön einfach geschrieben ist, sondern auch noch einen spannenden Plot hat, so wie ich es mir für einen guten Krimi vorstelle. Das Miträtseln, wer denn nun der Täter ist und das Entschlüsseln der einzelnen Aussagen der Erben, gestaltete sich zwar nicht immer ganz so einfach, da es schwer war, den Überblick nicht zu verlieren, dennoch hielt sich Komplexizität und gute Lesbarkeit die Waage. Durch geschicktes versetztes Aufdecken der Fakten und durch die Nebenermittlung im Vermisstenfall des Bruders wird es jedenfalls schön spannend.
Sehr gut gefallen hat mir das aufgeschlossene, tolerante Bild, das Kris und ihr Umfeld von der Gesellschaft hat. So backt z.B. die türkische Mutter Fundas allerlei Leckerein, um die türkische Esskultur neben den typisch bayerischen Speisen zu etablieren, kredenzt Funda türkischen Tee und lässt die Protagonisten an türkischen Lebensweisheiten teilhaben, ohne dass dieser Kultureinschub jemals aufdringlich zu werden droht. Im Gegenteil. Nimmt man auch noch den Umgang mit Homosexualität hinzu – Kristinas verschwundener Brunder Ben war schwul – und den Konter, der bei Homophobier verteilt wird, ergibt dies ein wirklich wunderbares Bild von Normalität, wie man es sich überall wünscht. Ohne – um es noch einmal zu betonen – es jemals aufdringlich werden zu lassen, alles läuft ganz natürlich nebenher.
Schade dagegen finde ich, dass der Fokus so extrem auf den aktuellen Fall gelegt wird und die anderen Nachlassdinge nicht intensiv bearbeitet werden. Sicher gilt Kristinas Interesse der Aufklärung des Verschwindens ihres Bruders, dennoch hätten mehr Details und Drumherum um ihren Beruf noch mehr Flair und Atmosphäre vermittelt. So wäre ich gern länger mit ihr und Funda auf der Suche nach Dokumenten durch Messi-Häuser gestreift, doch dies wird nur angerissen und nicht so intensiv beschrieben, wie ich es mir gewünscht hätte. Hier gibt es auf jeden Fall noch Potential für die Folgebände.
Einen Aspekt fand ich etwas irritierend in diesem Buch und das ist der Charakter Henrieke. Sie macht auf dem Hof der Mahlos einen Neuanfang und gibt nichts von ihrer Vergangenheit preis. Im Laufe des Buches, wird ihre wahre Berufung jedoch mehr als deutlich und auch Kris erkennt, was Sache ist. Die folgende Aufdeckung ist dann zwar keine völlige Überraschung mehr und im Grunde auch sehr schön für das Finale, dennoch kam es mir etwas platt und einfach vor. Zudem macht die Figur Henrieke mit ihrern Handlungen die Figur Funda in meinen Augen überflüssig. Sicher, Funda wurde auch für das Büro angestellt und auch nur halbtags, aber im Laufe des Buches spielt sich mir Henrieke zu sehr in den Vordergrund, vor allem, da Funda bei den meisten Gesprächen ausgeschlossen wird und Henrieke irgendwann nicht mehr. Vielleicht finden sich dei Protagonisten im nächsten Band der Serie ja zu einem richtigen Team zusammen, dies würde mir jedenfalls gefallen.

Fazit: Das Verstummen der Krähe hat mir wirklich sehr gut gefallen und überzeugt. Ich werde Kirstina Mahlo und ihrem Nachlassbüro sicher treu bleiben und auch die Fortsetzung lesen, allerdings bin ich gespannt, ob die Autorin ohne den hintergründigen Fall um den Vermissten Bruder auch so viel Tiefe ich die Geschichte bringen kann, wie es hier der Fall ist.