Rezension

Eine emotional mitreißende Geschichte!

Alles okay - Nina LaCour

Alles okay
von Nina LaCour

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Ein Roman über das Erwachsenwerden, so berührend und großartig, dass man kaum atmen kann. Eine schmerzlich schöne Darstellung von Trauer und ein Lobgesang auf die Kraft der Wahrheit. Marin hat alles hinter sich zurückgelassen, ist Tausende Kilometer geflohen vor ihrem alten Leben, vor dem Verlust ihres geliebten Großvaters. Doch eines Tages steht plötzlich ihre beste Freundin Mabel vor der Tür. Und mit ihr all die Erinnerungen an zu Hause, an Sommernächte am Strand. Mit ihrer Beharrlichkeit gelingt es Mabel, Marin aus ihrem Kokon der Einsamkeit zu befreien. Und Marin begreift, dass sie eine Wahl hat: weiter im Verdrängen zu verharren oder zu ihren Freunden und ins Leben zurückzukehren.

Nina LaCours “Alles Okay” lässt einen einfach mehr fühlen. Mehr Einsamkeit, mehr Traurigkeit, mehr Verzweiflung und mehr Freundschaft und Liebe!

Der Schreibstil der Autorin ist sehr emotional. Alle Gefühle und Empfindungen werden bis ins kleinste Detail beschreiben, so dass man gar nicht anders kann als mitzufühlen und selber in diese Gefühlslage hinein gezogen zu werden. Besonders unterstützt wird das durch die Rückblicke, welche einem zeigen wie alles war bevor Marin weggelaufen ist. Man bekommt also einen direkten Vergleich zwischen ihren Gefühlen heute und damals geliefert, was einen noch tiefer in das ganze Gefühlschaos stößt.

Marin ist in der Gegenwart ein ganz anderer Mensch, als sie es war bevor sie geflohen ist. Das wird nicht nur sehr schnell deutlich, sondern man erfährt es durch die Rückblicke quasi am eigenen Leib. Die Charakterentwicklung von damals zu heute ist erschütternd, aber genauso nachvollziehbar. Ihr Leben was nach und nach aus den Fugen geraten ist wird so eindrucksvoll geschildert, dass man das Gefühl hat selber da zu sein und es live mitzuerleben. Marins Gefühle sind so überdeutlich, dass sie einen wie eine Welle überrollen. Die Einsamkeit und Traurigkeit ist so präsent in ihrem Handeln und ihren Gedanken, dass man diese selbst noch spürt, wenn man das Buch kurz aus der Hand legt. Aber nicht nur die Gefühle sind toll beschreiben und weisen eine deutliche Veränderung auf, sondern auch die Beziehungen die Marin führt. Ganz besonders die Beziehung zu ihrer damals besten Freundin Mabel wird in der Geschichte genau beleuchtet, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart. Hier sieht man einen deutlichen Unterschied von beiden Seiten aus. Marin hat sich total zurückgezogen und weiß gar nicht wirklich wie sie mit dem Besuch von Mabel umgehen soll, nachdem sie sich so lange nicht gesehen haben und sie auch alle Nachrichten von ihrer besten Freundin ignoriert hat. Sie verdrängt alles was mit ihrem damaligen Leben zu tun hat und ist schlicht weg überfordert von all den Erinnerungen, die mit Mabels Besuch wieder hochkommen. Mabel hingegen wirkt sehr verzweifelt und distanziert. Sie möchte zwar wieder eine Bindung zu Mabel aufbauen und verstehen was sie damals dazu veranlasst hat einfach zu gehen und sie so aus ihrem neuen Leben zu verbannen, aber trotzdem hat sich in Mabels eigenem Leben natürlich viel verändert was nun auch in irgendeiner Art und Weise zwischen den beiden steht. Natürlich nähern sich die beiden im Laufe der Geschichte wieder an, aber wie dies geschieht ist so berührend und emotional, dass man unglaublich mit den beiden mitfiebert und fühlt. Besonders zum Ende hin sieht man nochmal eine ganz starke Charakterentwicklung, besonders bei Marin, die das ganze Buch wunderschön abrundet und ihm nochmal das gewisse Etwas gibt.

Die Geschichte an sich ist nicht nur tragisch, durch Marins Verlust, sondern zeigt auch glückliche Momente, die einfach im Nachhinein ganz anders wirken. Die Teile die in der Vergangenheit spielen zeigen sowohl Marins Leben mit ihrem Großvater, als auch das mit ihrer besten Freundin Mabel auf. Die Art und Weise wie Marin und ihr Großvater zusammen wohnen und die Beziehung die sie zueinander haben spielt in den Rückblenden die Hauptrolle und wird sehr gut beleuchtet. Alle Facetten bekommen die Möglichkeit sich zu zeigen und am Ende ein großes Gesamtbild zu ergeben. Hier wird auch aufgeklärt wie Marin ihren Großvater überhaupt verliert und warum sie das zu dem Menschen gemacht hat der sie heute ist. Die Beziehung zu Mabel wird hier auch nochmal aufgeschlüsselt und zeigt einem warum es für beide so schwer ist sich nach allem was passiert ist wieder anzunähern. Besonders schön sieht man hier was eigentlich Freundschaft bedeutet und wie sie sich entwickeln kann. In der Gegenwart wird toll beschrieben wie schwierig es ist aus der Einsamkeit, die Marin um sich selbst aufgebaut hat, zu entkommen und sich wieder in die richtige Welt zu trauen. Eindrucksvoll ist hier das ganze Gefühls- und Gedankenchaos von Marin. Es lässt einen selber verzweifeln und sehr nachdenklich werden. Es werden einfach so viele Fragen für einen selbst aufgeworfen, wie zum Beispiel was eigentlich Sicherheit ist oder Einsamkeit? Aber auch die Frage was Freundschaft für einen bedeutet und wie weit man dafür gehen würde ist sehr präsent. Das Ende des Buches ist wunderschön und löst die ganze Anspannung und Bedrücktheit, die sich durch das Buch zieht, sehr gut auf.

Dieses Buch ist wirklich etwas Besonderes! Es ist total schwierig überhaupt in Worte zu fassen was dieses Buch mit einem macht und ich hoffe, dass ich es zumindest ein bisschen zeigen konnte.

Mein Fazit: Dieses Buch hat mich kaputt gemacht und wieder zusammengesetzt. All die Emotionen, besonders die Traurigkeit und Einsamkeit haben mich total mitgenommen und ich habe auch die ein oder andere Träne deswegen vergossen. Ich bin unglaublich froh dieses Buch endlich gelesen zu haben, weil es einem einen ganz neuen Blickwinkel gibt. Es lässt einen Sachen hinterfragen und ich nehme aus der Geschichte wirklich viel mit. Das Buch ist zwar beendet, aber ein Teil der Geschichte lebt jetzt in mir.