Rezension

Eine Geschichte zwischen Echtheit, Traurigkeit und Schönheit

180 Seconds - Und meine Welt ist deine - Jessica Park

180 Seconds - Und meine Welt ist deine
von Jessica Park

Bewertet mit 5 Sternen

Was geschieht, wenn wir zulassen, dass unsere Mauern einstürzen? Was passiert, wenn wir den einen Menschen kennenlernen? Und wie geht es dann weiter?

„180 Seconds – Und meine Welt ist Deine“ ist eines der recht unbekannten LYX-Bücher. Deshalb habe ich es auch als eine Art Geheimtipp auf Bookstagram entdeckt und war irgendwie sofort angetan von der Idee:

Allison ist in ihrem dritten Collegejahr und so ziemlich das Gegenteil davon, was man von einer Studentin erwartet. Statt Freunden und Partys verschanzt sie sich stets allein in ihrem Zimmer. Zu viele Mauern hat sie in ihrer Kindheit um sich herum errichtet und noch immer hält sie an ihnen fest.

Esben ist in dieser Hinsicht völlig anders, denn er liebt es, Menschen um sich herum zu haben. Genauer gesagt liebt er es, den Menschen um sich herum zu helfen oder sie zumindest zu supporten. Auf Social-Media teilt er seine Erfahrungen und das ein oder andere Experiment mit seiner riesigen Fan-Gemeinde. Sein neuestes Experiment: Schaue deinem gegenüber 180 Sekunden lang in die Augen. Keine Unterhaltung. Keine Ablenkung.

Allison gerät zufällig in diesen Versuch hinein, und doch scheint es, als hätte alles genau so kommen müssen. Allison und Esben kommen sich in den 180 Sekunden und auch der Zeit danach sehr nahe. So nahe, wie Allison es sich nie erlauben wollte. Denn sie glaubt, dass man für alles Gute einen Preis zahlen muss…

Der Handlungsverlauf dieses Buches ist eher außergewöhnlich, nicht wirklich wie der in anderen Romanen. Das beschriebene Experiment befindet sich recht weit am Anfang der Geschichte, weshalb man sich beim Lesen fragt: Und was nun? Eigentlich war das erste Drittel schon recht emotional, auch wenn ich das hier nicht wirklich nachempfinden konnte. Das Buch ist komplett aus Allisons Sicht geschrieben und von Anfang an kam ich super mit ihr klar. Zusätzlich gibt es auch noch eine Menge Nebenfiguren. Ich kann mich wirklich nicht entscheiden, welche von ihnen ich am liebsten habe, sie alle sind einfach wundervoll und wachsen einem ans Herz. Zwar langsam und erst mit der Zeit, aber am Ende liebt man sie einfach allesamt.

Und das ist es, was im Mittelteil der Geschichte passiert. Man lernt die Figuren besser kennen und lieben, einige berührende Nebenhandlungen laufen ab, was der Story einen besonderen Charme verleiht. Und natürlich entfaltet sich die Lovestory weiter. Beim Lesen war ich mir nicht so ganz sicher, wie ich das alles finde, aber rückblickend ist das Buch einfach schön. Schön mag ein wenig nichtssagend klingen, aber tatsächlich beschreibt es die Geschichte wie kein anderes Wort. Auch die Liebesgeschichte ist einmalig. Sie ist nicht unfassbar leidenschaftlich, nicht so, dass man das Knistern und Prickeln beim Lesen miterlebt. Was die Lovestory dafür ist: leise. Und noch viel mehr: Sie ist einfach echt.

Dennoch hatte ich weiterhin das Gefühl, den roten Faden der Geschichte nicht zu erkennen und hatte keine Ahnung, worauf die Autorin hinauswollte. Irgendwas musste noch passieren. Tja, und das war dann das letzte Drittel. Dort ist dann soviel Bewegung drin, so viele Handlungen, dass sich das Buch am Ende doch noch zum Pageturner entwickelt. Mit ganzem Herzen ist man in der Geschichte vertieft und lässt sich das Herz von ihr brechen. Plötzlich wirkt der Roman nochmal ganz anders, zeigt sich von zig verschiedenen Seiten und ist unfassbar traurig. Wirklich. Einfach. Nur. Traurig.

Wie ihr also sicher erkannt habt: Der Roman ist extrem vielseitig und daher bin ich ziemlich ratlos, wie ich ihn bewerten soll. Man kann die extremen Unterteilungen in ruhige Szenen und Schlag-auf-Schlag-Handlungen lieben oder nicht. Aber am Ende muss man ganz klar eingestehen, dass Jessica Park mit „180 Seconds“ ein ganz besonderes Werk erschaffen hat. Auch wenn ich nicht immer wusste, wohin das alles führen soll, ist mir die Geschichte zunehmend ans Herz gewachsen. Sie ist definitiv keine typische Liebesgeschichte. Das sollte man wissen, wenn man das Buch lesen möchte. Aber wenn man dazu bereit ist sich voll und ganz auf die einzigartige Handlung, die herzlichen Figuren und den wundervollen Schreibstil einzulassen, wenn man ohne jegliche Erwartungen oder Vorstellungen das Buch zur Hand nimmt, dann wird man etwas Wundervolles entdecken. Ein richtiges Herzensbuch eben.