Rezension

Eine Möchtegern-Detektivin und zwei verschachtelte Fälle machen noch keinen guten Krimi.

Mordseefest -

Mordseefest
von Emmi Johannsen

Bewertet mit 3 Sternen

Hauptdarsteller ist die Insel Borkum. :-) Der Rest ist…Geschichte. :-/

"Mordseefest" ist der dritte Band aus der „Mordsee…“-Reihe von Emmi Johannsen und war für mich der erste Ausflug mit ihr auf die Insel Borkum. Die ersten beiden Bände nicht gelesen zu haben, war für das Verständnis der Geschichte zwar kein Hindernis, aber es fehlen dann doch ein paar Infos über familiäre Zusammenhänge und die Vorgeschichte und Entwicklung der Figuren .

Eine Inhaltsangabe und Cover-Beschreibung spare ich mir, da beides schon allein durch das Anklicken des Buches ersichtlich ist.
Dem Tenor einer Rezension entsprechend, möchte ich mich vielmehr gleich auf das Wesentliche stürzen (Vorsicht Wortspiel, denn im Buch geht es im Wesentlichen auch um einen Sturz und dessen Vorgeschichte) und meine Eindrücke zum Buch schildern.

Dank des lockeren Schreibstils habe ich ganz gut hineingefunden in die Welt der Protagonistin, Hobbydetektivin, Flughafenmitarbeiterin, Mutter, geschiedenen Schwiegertochter Caro Falk; mir gefallen ihr vermutlich entspanntes Verhältnis zu ihrem Sohn Justus und ihrem Schwiegervater Hinnerk und ihre freundschaftlich-kumpelige „Beziehung“ zu ihrem „Detektiv-Kollegen“ Jan Akkermann.
Leider aber spielt ihre Familie – wohl im Gegensatz zu den Vorgängerbänden – eine eher untergeordnete Rolle, was ich sehr schade finde, vor allem, weil es bei einem Cosy Crime doch genug Raum gegeben hätte, sie in die Geschichte mit einzubinden.

Die Ereignisse werde ich nicht zitieren, um denen, die das Buch erst noch lesen möchten, nicht zu viel zu verraten.
Nur so viel: die Geschehnisse sind nicht zu, aber so detailliert beschrieben, dass man sich die Szenerien gut vorstellen und sich in die Geschichte einigermaßen gut einfühlen kann.

Gleich im ersten, kursiv gedruckten und auch deshalb anfangs seltsam anmutenden Kapitel ist von einem "er" die Rede und es scheint ein neutraler Beobachter zu sein, der hier eine Szenerie am Strand beschreibt. Allerdings wird deutlich, dass es gleichzeitig um die Gedanken dieses "er" geht und diese Gedanken klingen bedrohlich.

Dass es um Mord geht, sagt ja schon der Titel, wie es aber dann zugeht bei den „privaten Ermittlungen“ von Caro und Jan und – ganz am Rande – auch bei den Ermittlungen des Kommissars Bachmann, von denen man leider nur durch dessen Gespräche mit Caro erfährt, das hat einen gewissen Unterhaltungswert. Mehr von den polizeilichen Ermittlungen zu erfahren, hätte dem Buch sicher gut getan.
Die Gespräche und Kabbeleien zwischen dem Kommissar und Caro lassen vermuten, dass es in den Vorgängergeschichten zwischen den Beiden schon einige Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten gab und dass die Fragen und Anmerkungen von Kommissar Bachmann an Caro aus eben diesem Grunde oft einen eher rhetorischen Charakter haben, denn sie sind resignierend und vor ihrer Ignoranz kapitulierend.

Die „Privat-Ermittlungen“ werden immer wieder unterbrochen durch weitere (wie die schon oben erwähnte) kursiv gedruckte, in die Geschichte eingeflochtene, zunehmend grausam wirkende, Gänsehaut verursachende und sich als Rückblenden herausstellende Kapitel. So nach und nach lassen sie erahnen, worum es geht und was in der Vergangenheit geschah. Und aus „erahnen“ wird peu à peu ein „Erkennen“.

Das Finale, die Aufklärung des Falls, erinnert in seinem Modus Operandi an Agatha Christies genialen Hercule Poirot, da sich auch dort zum Schluss die Verdächtigen und der Detektiv (in diesem Buch natürlich Jan und v.a. Caro) zusammenfinden und der Fall - einem Showdown ähnlich - geklärt und der/die Verdächtige(n) überführt werden.

Was ich bei all dem aber als wirklich übertrieben empfinde, ist Caros Neugierde, eher schon hartnäckige und teilweise übergriffige Wissbegierde während ihrer Recherchen; es stößt mir unangenehm auf, wenn sie bei ihren Mitbürgern weiter und weiter nach Informationen bohrt, sehr wohl merkend, dass diese sich durch ihre nicht enden wollende Fragerei zu Recht bedrängt und belästigt fühlen. Diese überzogene Neugierde und die zum Zwecke der „Ermittlungen“ den Mitmenschen gegenüber aufgetischten Lügen machen die anfangs taffe Protagonistin nach und nach bedauerlicherweise immer unsympathischer.

„Mordseefest“ kann ich denen empfehlen, die auch die ersten beiden Bände dieser Reihe gelesen haben und die ein lockerer Schreibstil, eine rätselhafte Geschichte mit nur wenigen gruseligen Momenten, ein Krimi mit einer hartnäckigen Hobby-Detektivin nebst Ermittlungs-Partner und eine Portion Borkumer Lokalkolorit interessiert!