Rezension

Eine schaurig-schöne, fantastische Halloweenlektüre

Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende - Kathrin Tordasi

Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende
von Kathrin Tordasi

Bewertet mit 4 Sternen

Portia soll in den Ferien Urlaub bei ihren Tanten Olivia, genannt Bramble, und Viola, genannt Rose, in Wales machen, da ihre Mutter wieder einmal krank ist. In Trefriw trifft Portia aber nicht nur auf Ben, den Sohn der Buchhändlerin des Ortes, sondern auch auf einen sonderbaren Fuchs, der sie zu verstehen und etwas bestimmtes von ihr zu verlangen scheint. Als sie den Fuchs beim Stöbern im Schreibtisch ihrer Tante erwischt, findet Portia einen Schlüssel, der dem Fuchs sehr wichtig zu sein scheint. Sie folgt ihm zu einer geheimnisvollen Tür mitten im Wald und betritt mit ihm gemeinsam die dahinter liegende Welt, ohne auch nur zu erahnen, in welches unglaubliche Abenteuer sie sich dabei begibt. Denn die Tür ist ein Portal in die Anderswelt, in der Feen, Gestaltwandler und andere, weit bösartigere Lebewesen ihr Zuhause haben...

Ich musste die Geschichte zugegebenermaßen ein Weilchen verdauen. Das hatte folgende Gründe: Das Abenteuer von Portia und Ben ist unglaublich spannend, magisch und geheimnisvoll, aber auch sehr düster und stellenweise verdammt gruselig! Im Gesamtpaket gefiel sie mir wirklich gut, besonders das Weltensetting ist sehr fantasievoll und detailreich gestaltet. Die Idee mit den Türen zwischen den Welten und auch das mythische Figurenpersonal waren interessant und vielfältig angelegt. Die vier Sterne hat die Geschichte also wirklich verdient.

Nun kommt das Aber: Es gab sooo viel mehr Potenzial, das nicht ausgeschöpft wurde! Die Faktenlage – oder von mir aus auch die fantastische Ausgestaltung dessen – rund um die britisch-walisische Mythologie bleibt leider ziemlich im Verborgenen, so als wären der Autorin hier die Ideen ausgegangen. Was genau hat es mit dem Feenkönigspaar auf sich? Wie kann man sich Runenmagie aneignen? Kann dies jede Person oder muss man dafür magisches Potenzial in sich tragen? Und was mich am meisten gestört hat, und dafür gibt es einen Punkt Abzug: Die Motivation des Grauen Königs bleibt völlig im Verborgenen! Es muss doch einen Grund dafür geben, warum er seine Welt verlassen hat und nun von diesem Gedanken, sämtliche Welten beherrschen zu wollen, angetrieben wird. Hier hätte man meiner Meinung nach noch viel mehr schreiben müssen und es zwickt mich immer noch in der Magengegend, dass ich seine Beweggründe nicht kenne...

Zu den Figuren: Zu Portia habe ich leider keinen richtigen Zugang gefunden, sie erschien mir etwas zu blass und kalt, fast schon emotionslos an einigen Stellen. Ihre Innenweltdarstellung hätte ruhig noch etwas ausgeschmückt werden können. Ben war mir da direkt sympathischer und zugänglicher – vielleicht weil er von Anfang an emotionaler war? Und wenn ich ehrlich bin, ist es eigentlich auch eher die Geschichte von Bramble und Robin Goodfellow. Schließlich heißt das Buch ja auch „Brombeerfuchs“, oder? Aber auch hier ist mir alles zu vage, leider. Wenn ich einen so offensichtlich an die Vergangenheit der Figuren angelehnten Titel wähle, dann sollte diese Geschichte auch etwas mehr dargelegt werden. Der Leser erfährt – wie Portia und Ben – immer nur schnipselweise, was sich vor vielen Jahren zwischen den Welten abgespielt hat.

Mir persönlich fehlt es an einigen Stellen an Tiefe, in Bezug auf die Hintergrundgeschichten und die Figuren, aber dennoch habe ich das Erstlingswerk von Kathrin Tordasi sehr genossen. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich irgendwann eine Gelegenheit, die Geschichte wieder aufzugreifen...?