Rezension

Einfühlsam, faszinierend, aber auch beängstigend...

Einfach unvergesslich - Rowan Coleman

Einfach unvergesslich
von Rowan Coleman

Bewertet mit 4 Sternen

Ein einfühlsamer, faszinierender, aber auch beängstigender Blick auf das Thema Demenz und das Leben mit der Krankheit.

Das Cover des Buches symbolisiert für mich die Auswirkungen der Krankheit auf den Menschen. Das Bild vom großen Ganzen wird nach und nach von blinden Flecken, hier neon(!)orange dargestellt, verdeckt - bis am Ende gar nichts mehr übrig bleibt. An und für sich gefällt mir das Cover und die Gestaltung des Buches (Marienkäfer krabbeln all überall) gut, "neon" ist allerdings nicht unbedingt meine Farbe. Die Farbe grau fände ich zum Beispiel passender, da die Krankheit im Buch mit einem "Nebel" verglichen wird. Toll wäre es auch, wenn der "Nebel" die Abbildung der Blumen stellenweise überdecken würde. Die Cover der englischen Bücher gefallen mir, wie immer, besser als die deutsche Umsetzung. Den Titel finde ich sehr passend - aber auch hier gefällt mir der englische Titel "The Memory Book" bei Weitem besser.

Ich war gespannt, was mich erwarten würde, da ich bereits mehrere Romane gelesen habe, in denen es sich um das Thema Demenz dreht: Wie ein einziger Tag (Nicholas Sparks), Mein Leben ohne gestern (Lisa Genova) oder Der alte König in seinem Exil (Arno Geiger). Ich muss sagen, in manchen Dingen ähnelt das Buch den oben genannten - in anderen Dingen ist es aber ganz anders…

Das Buch erzählt von Claire, die in relativ jungen Jahren an frühmanifestiertem Alzheimer erkrankt, nachdem bereits ihr Vater vor vielen Jahren unter dieser furchtbaren Krankheit gelitten hat. Aus den Blickwinkeln von Claire selbst, sowie ihren engsten Familienmitgliedern, nämlich ihrer Tochter Caitlin, ihrer Mutter Ruth und ihrem Ehemann Greg, erlebt der Leser hautnah mit, wie ein Leben mit dieser beängstigenden Krankheit aussehen kann. Ein Erinnerungsbuch - geschrieben von allen Mitgliedern der Familie (sogar Claires dreijährige Tochter Esther darf sich daran beteiligen) - soll sowohl Claire als auch ihrer Familie dabei helfen, sich für immer an die besonderen Momente in Claires Leben zu erinnern. 
Doch was hat es mit Caitlins Geheimnis auf sich? Und was hat Claire ihrer Tochter all die Jahre verschwiegen?

Faszinierend und beängstigend zugleich fand ich vor allem das allererste Kapitel, in dem Claire zu Wort kommt. Man spürt hier sofort ihre Unsicherheit, ihre Verwirrung, ihre Angst - man fühlt sofort mit ihr und erfährt, was diese Krankheit wirklich für einen Menschen bedeutet - vor allem dann, wenn das wahre Ich noch in der Lage ist, sich ab und zu an die Oberfläche zu kämpfen. Unmittelbar erlebt der Leser das Auf und Ab von Claires Krankheit mit. Mal ist sie ganz klar, dann wieder versinkt sie im tiefen Nebel.

Die Charaktere aus diesem Buch sind mir größtenteils (Ruth hat dafür etwas länger gebraucht) schnell ans Herz gewachsen. Bedingt durch die wirklich wunderbar geschriebenen Einträge in das Erinnerungsbuch und dadurch, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, lernt man die Gedankengänge eines jeden einzelnen kennen, was ich sehr interessant und gelungen finde.

Ein einfühlsamer, faszinierender, aber auch beängstigender Blick auf das Thema Demenz und das Leben mit der Krankheit.