Rezension

Enttäuschend

DIE WAHRHEIT - Melanie Raabe

DIE WAHRHEIT
von Melanie Raabe

Bewertet mit 3 Sternen

          Mir hatte schon das erste Buch von Melanie Raabe, "Die Falle", sehr gut gefallen und daher war ich sehr gespannt auf "Die Wahrheit". Der Klappentext klang interessant und spannend: Ein Fremder, der sich als der lang vermisst und tot geglaubte Ehemann ausgibt und sich so in das Leben von Sarah Petersen und ihrem kleinen Sohn einschleicht. 
Das Buch hat auch sehr gut angefangen. Die Hauptcharakterin war mir sofort sympathisch und für ausreichend Spannung wurde auch gesorgt. Es wurden viele Fragen aufgeworfen: Was will der Fremde von Sarah? Wer ist er überhaupt? Was ist mit ihrem Mann passiert? Werden Sarah und ihr Sohn aus der bedrohlichen Situation wieder heil herauskommen? Und hinter allem steckte immer noch ein Funken von: Was ist hier überhaupt los? Bildet sie sich das alles nur ein?

Im Laufe des Buches fing die Geschichte jedoch an, sich in die Länge zu ziehen. Einmal durch viele detailreiche Beschreibungen, die nicht unbedingt sein müssen, aber auch durch die Handlung (oder dessen Nichtexistenz) an sich. Man beginnt sich zu fragen, warum Sarah nicht einfach zur Polizei geht oder irgendjemanden einweiht. Ja, der Fremde hat ihr gedroht, aber ihrer besten Freundin kann sie doch wenigstens trauen, oder? Das fand ich schwer nachvollziehbar. Ich hätte wahrscheinlich alles versucht, um den Fremden wieder loszuwerden. Am Ende hat dieses Verhalten natürlich Sinn ergeben und auch, warum Sarah so schwer an Hilfe gekommen ist. Doch als Leser mittendrin in der Geschichte kamen mir Sarahs Taten unnötig kompliziert vor und manchmal hätte ich sie gerne mal geschüttelt, dass sie doch bitte etwas unternehmen soll. Schließlich ging es auch um die Sicherheit ihres Sohnes. Man hätte die ganze Handlung etwas straffen können.

Den Schreibstil von Melanie Raabe finde ich immer noch bewundernswert. Nur hat sie sich in diesem Buch meiner Meinung nach etwas zu sehr in detailreichen Beschreibungen und Gedankengängen verloren. Bei "Die Falle" hat mir genau dies sehr gut gefallen, aber da hat dieser Schreibstil auch zur Gesamtsituation gepasst. Da ging es um eine zurückgezogen lebende Schriftstellerin ohne Kontakt zur Außenwelt. Sarah kommt mir eher wie das Gegenteil vor und daher fand ich dieses "hilflose", was von ihr ausgeht, eher unpassend. Außerdem hat mich die allgemeine Handlung auch sehr an "Die Falle" erinnert, was ich ein bisschen schade fand.

Alles in allem ist "Die Wahrheit" ein gutes Buch mit einer interessanten Ausgangssituation und einer unerwarteten Wendung am Ende. Zwischendurch ein wenig langatmig und nicht wirklich spannend (ich würde dieses Buch nicht als Thriller bezeichnen), aber gut geschrieben.