Rezension

I don't care about truth ...

DIE WAHRHEIT - Melanie Raabe

DIE WAHRHEIT
von Melanie Raabe

Bewertet mit 1 Sternen

Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, das mir nach der alles andere als spannenden oder auch nur interessanten Leseprobe riet, dieses Buch sein zu lassen. Aber wenn so viele, auch von mir geschätzte Rezensenten, über den Erstling der Autorin so geschwärmt haben und sich auch auf dieses Buch so freuten, muss es doch gut sein, dachte ich. Vielleicht lullt sie mit einem Hausfrauenromananfang den Leser ein und dann knallt sie ihm einen fiesen, harten, guten Thriller um die Ohren? Doch Irren ist menschlich, heißt es.

Die Handlung: Sarah ist seit sieben Jahren allein, seit ihr Mann Philipp auf einer Geschäftsreise in Südamerika verschwand. Plötzlich heißt es, er käme zurück, sei gefunden worden, war sieben Jahre lang Entführungsopfer. Doch dann, am Flughafen, der Schock: Das ist nicht ihr Mann, sondern ein Fremder. Und der weiß etwas aus ihrer Vergangenheit, das es ihr unmöglich macht, ihn bloßzustellen. Jetzt muss sie einen Weg finden, sich und ihren achtjährigen Sohn vor dem Mann zu schützen, doch der hat alle Fäden in der Hand, kennt scheinbar alle ihre Geheimnisse.

Bei einem Thriller erwarte ich Spannung, überraschende Ereignisse, Verbrechen, die unter die Haut gehen. Keinesfalls rechne ich mit kaum unterbrochenen inneren Monologen der Hauptperson, schon gar nicht, wenn sie so langweilig ist wie Sarah. Es dauert wirklich und wahrhaftig ganze 73 Seiten, bis überhaupt einmal "der Fremde" auftaucht. Davor durfte man sich durch so interessante Sachen wie Haareabschneiden von Sarah durchquälen, oder ihr Erlebnis bei einer Sonnenfinsternis. Als die eigentliche Handlung einsetzt, beginnt ein Strom unlogischer Gedanken und Verhaltensweisen beider Hauptpersonen, sowohl Sarahs als auch "des Fremdens". Sarah beschreibt ihn übrigens permanent als gefährlich - dieses Gefühl konnte ich nie nachvollziehen, wohingegen mir Sarah durchaus einer Überprüfung durch einen Psychologen hätte wert gewesen wäre. Die Lösung der ganzen Geschichte war so extrem an den Haaren herbeigezogen, dass ich es kaum glauben konnte, und das Buch endete, wie es begann: als Frauenroman mit "dramatischem Hintergrund". In diesem Buch hat mich nichts erreichen können. Nicht die Geschichte, die ich als durchweg unglaubwürdig einschätze, und auch nicht der Schreibstil, der zwar flüssig, aber einfach und mit einer Vorliebe für kurze Sätze daherkam. Stilblüten wie "Es machte mich lächeln" (Einen kurzen Moment dachte ich: Hey, Übersetzer, jetzt hast du aber Mist gebaut - bis mir einfiel, dass es eine deutschsprachige Autorin ist, die wahrscheinlich nicht vom Thüringischen ins Hochdeutsche übersetzt werden muss) rundeten das Buch als etwas ab, das ich persönlich als schlecht einschätze.