Rezension

Enttäuschend

Long Bright River - Liz Moore

Long Bright River
von Liz Moore

Bewertet mit 2 Sternen

Kensington, Philadelphia: Hier ist Mickey aufgewachsen und hier fährt sie als Polizistin Streife. Als hier einige junge Prostituierte tot aufgefunden werden, beginnt sie sich große Sorgen zu machen. Denn ihre kleine Schwester Kacey ist verschwunden und sie gehört ebenfalls zur Zielgruppe des Mörders.

Was für eine Enttäuschung. Ich hatte mich mal wieder auf einen Krimi gefreut, da mich einige Romane mit Krimielementen in letzter Zeit sehr begeistert haben. Aber statt einer spannenden Mordserie hat mich die pure Langeweile überwältigt.

Das fängt schon mit der Hauptfigur an: Mickey ist gleich zu Beginn stolz darauf, dass ihr neuer redseliger Partner nach einem Tag Streife von ihr nur weiß, dass sie Pistazieneis mag und einen vierjährigen Sohn hat. Viel mehr weiß ich nach beenden des Buches ehrlich gesagt auch nicht über sie. Ich weiß viel über ihr Leben, das die Autorin mit möglichst viel mitleiderregenden Details vollgepackt hat. Aber über die Person Mickey? Sperrige Leere.

Man merkt so stark, dass die Autorin wollte, dass man Mitleid mit ihrer Hauptfigur hat: Ihre schlimme Kindheit, ihr eigenes armes perfektes Kind, die viele Arbeit, die drogensüchtige Schwester, die toten Eltern, die blöde Oma, so schüchtern, so verklemmt, der falscher Mann, einsam, unterschätzt. Oje, was denn bitte noch alles? Dazu hat mich nichts davon Mickey näher gebracht. Alle Figuren waren mir egal. So viel Unglück, so wenig Aussprache, so viel Misstrauen. Ich fand es nervig, weil das meiste davon selbstmitleidig klang.

Auch die Atmosphäre war nicht gelungen. Eine heruntergekommene Stadt voller Drogensüchtiger, Anlaufstellen für Drogensüchtige und ein neues Hipstercafe. Mehr habe ich über Kensington nicht erfahren. Und obwohl der Drogenkonsum im Roman so präsent ist, wird auch dieser nur sehr oberflächlich betrachtet.

Einige Szenen aus Mickeys und Kaceys Vergangenheit sind ganz gut geraten und sorgen für ein bisschen Emotion. Aber als Erwachsene scheint besonders Mickey alle Empathie verloren zu haben. Mir fehlt Wut auf ihre Großmutter Gee oder Freude und Erleichterung über verloren geglaubte Verwandte, die plötzlich wieder auftauchen. Aber nein, Mickey nimmt alles stoisch hin.

Der Fall war nicht sonderlich spannend. Die Figuren nicht sonderlich interessant. Die Auflösung nicht sonderlich spektakulär. Den Teil über die Babys drogensüchtiger Mütter fand ich interessant, aber das war's eigentlich auch. Querlesen reicht hier vollkommen aus.