Rezension

In den Straßen von Philadelphia

Long Bright River - Liz Moore

Long Bright River
von Liz Moore

Bewertet mit 5 Sternen

Mickey und Kacey sind Schwestern und waren einst unzertrennlich. Aber das Blatt hat sich gewendet. Seit nunmehr 5 Jahren herrscht Funkstille zwischen den beiden aber dennoch schwebt über beiden Damen der jeweilige Schutz der anderen. 

Eines Tages, Mickey ist Streifenpolizistin auf den Straßen von Philadelphia und Kacey ist in die dunkle Seite der Stadt abgerutscht, kann sie ihre Schwester an den ihr bekannten Stellen der Stadt nicht mehr auffinden. Ein weiteres Problem sind die Morde die momentan begannen werden. Sie richten sich gegen Prostituierte....Ein Wettlauf für Mickey steht an, um ihre Schwester noch lebend zu finden.

 

Liz Moore hat mit ihrem Buch „Long Bright River“ für mich ein erstes Lesehighlight 2020 geschaffen. Ihr Schreibstil und ihre Sprache sind dabei ruhig aber extrem eindringlich. Sie schafft es, dass man als Leser völlig abtauchen kann und sich perfekt in die Gedanken- und Gefühlswelt von Mickey einfühlen kann. Die bildhaften Beschreibungen von den Straßen von Philadelphia lassen ebenfalls ein Kopfkino zu und eines ist hier mehr als passend: ich habe dabei immer und immer wieder in Dauerschleife „Streets of Philadelphia“ von Bruce Springsteen gehört. Dieses Lied wird nie langweilig und spricht dem Buch regelrecht aus dessen Seele. Das ein Buch und ein Lied so dermaßen perfekt harmonieren zeigt eigentlich nur eins: Autorin Liz Moore und Sänger Bruce „The Boss“ Springsteen können unheimlich tief in die Seele der Vereinigten Staaten von Amerika blicken und greifen Themen auf, die der wunde Punkt des Landes sind und über den sehr ungern gesprochen wird. Waffengewalt, Gewalt an Menschen, Prostitution....aktueller geht es ja wohl kaum! Moore geht aber, genau wie Springsteen, mit unheimlich leisen Tönen vor wenn es angebracht ist. Sie schreibt ruhig, beflissen aber punktgenau. Mit Mickey und Kacey hat sie zwei unheimlich starke Charaktere geschaffen, die einem das Lesen sehr leicht machen aber auch das Nachdenken anregen. Dieses Buch hallt so unheimlich nach und zeigt, dass die Gesellschaft in einer gewaltigen Krise steckt, die nicht einfach so zu lösen ist. Hier geht es um das Thema Entfremdung, nicht nur zwischen zwei Personen, sondern auch in der Gesellschaft. Wenn man in den falschen Part kommt, ist der Sog gewaltig und man muss aufpassen nicht darin zu ertrinken. Das dann noch ein Killer in dieser Geschichte mitspielt, ist ein netter Nebeneffekt der die gewisse Spannung mitbringt. Vorteil hierbei ist, dass die Geschichte von den beiden Schwestern immer im Mittelpunkt steht und der Mörder ein nettes Gimmick ist, der die Geschichte mit Spannung und dem gewissen Nervenkitzel untermalt. 

Das man hier so gut in die Gefühlswelt der Protagonisten eintauchen konnte und sich doch so „frei“ auf den Straßen von Philadelphia bewegen konnte, beweist nur, das Liz Moore hier ein gewaltig gutes Buch verfasst hat. Das ist jetzt schon ein Jahreshighlight 2020 für mich! 5 von 5 Sternen!