Rezension

Etwas zu hohe Erwartungen

Icebreaker -

Icebreaker
von Hannah Grace

Bewertet mit 3 Sternen

„Icebreaker“ dominierte meinen Feed bei Instagram regelrecht die letzten Monate über. Deswegen war ich unheimlich gespannt auf das Buch und echt froh darüber, dass die Übersetzung so zeitnah publiziert wurde.  
Ich bin sonst nicht so der Romance-Fan, aber wenn ich etwas zu viele Fantasy-Bücher hintereinander gelesen habe, muss ich einfach zwischendurch mal ein anderes Genre lesen und ich hatte echt total Lust darauf, mich in der Geschichte von Anastasia und Nathan zu verlieren. 

Ich habe keinen richtigen Bezug zum Eiskunstlaufen, die paar Mal Schlittschuhlaufen im Winter sind mein einziger Kontakt zu diesem überaus fordernden Sport. Aber meine beste Freundin und ihre Schwester waren beide sehr ehrgeizige Eiskunstläuferinnen auf Wettkampf-Niveau. Deswegen habe ich zur Schulzeit noch regelmäßig mitbekommen, wie viel Zeit es erfordert, einen Sport auf Leistungsniveau zu betreiben, was es heißt, schon in jungen Jahren einen Essensplan mit Vorschlägen zu bekommen und das private Leben manchmal hintenan stellen zu müssen. 
Und genau diese Punkte habe ich auch in Icebreaker wiedergefunden. Ich verstehe Anastasias Ehrgeiz und bewunderte sie dafür sogar ziemlich. Ich mochte es, dass sie Ecken und Kanten hatte, manchmal etwas ruppig war und auf ihre Ziele hinarbeitete. 
Ich mochte auch Nathan, der jedoch deutlich die Handschrift einer weiblichen Autorin trug. Das tut dem ganzen jedoch keinen Abbruch, ich fand ihn echt toll als Protagonisten. 
Aber leider kommt hier auch das große Aber: Es war mir viel zu sehr Instalove und Geschwafel. Ich bin nicht gerade die romantischste Person, mit ein bisschen zu viel rosarotem Heile-Welt-Glitzer komme ich schon klar, aber diese inneren Monologe darüber, wie toll der andere doch sei, wie wunderbar niedlich xy sei und das nur nach ein paar Wochen, war für mich etwas zu drüber. 
Außerdem war mir Anastasia viel zu naiv. Zum einen möchte sie alles immer unter Kontrolle haben, dann aber fällt es ihr super leicht, eben jene Kontrolle anderen zu überlassen. Ich kann an der Stelle leider nicht näher darauf eingehen, weil ich nicht spoilern möchte. Aber es wirkte auf mich nicht konsistent. Ich habe auch gerne die Kontrolle über die Dinge in meinem Leben und niemals würde ich mich in einer solchen Form auf jemand anderen verlassen, wie Anastasia es tat. Außerdem finde ich es absolut unglaubwürdig, dass sie dies tut, da ich wie schon erwähnt durch meine beste Freundin ziemlich gut mitbekommen habe, wie im Leistungssport Dinge gehandhabt werden, gerade im Eiskunstlauf. 
Die Nebencharaktere waren zwar alle ganz nett, aber es wurden ein wenig viele verschieden Charaktere zu detailliert eingeführt. Hier hätte ich mir den Fokus lieber auf Anastasia und Nathan gewünscht, damit sich die Zeit genommen werden kann, die Beziehung der beiden etwas besser auszuarbeiten, damit es nicht in dieser Instalove hätte enden müssen. 
Ich wusste, dass das Buch viel Spice beinhalten würde, einige Szenen fand ich auch echt gut geschrieben, andere waren mir dann aber wiederum etwas zu drüber. Als gelegentliche Konsumentin des Genres habe ich nicht wirklich viele Referenzen, aber es fühlte sich teilweise zu wiederholend an. Ich überspringe sonst nie Szenen in Büchern, aber ich habe mich echt dabei erwischt, wie ich die Seiten teilweise nur gescannt habe und diese Szenen dann manchmal doch eher überflogen habe. 
Um aber hier auch nochmal herauszustellen, was mir richtig gut gefallen hat: Ich fand den Umgang mit und das Einbauen von Anastasias Therapien wirklich toll. 

Trotz Kritik fand ich das Buch unterhaltsam und alles andere als schlecht. Ich freue mich auch schon auf den zweiten Band, der bereits im März nächsten Jahres auf Deutsch erscheinen soll.