Rezension

Gastroführer oder Krimi oder Beides ?

Bretonische Verhältnisse - Jean-Luc Bannalec

Bretonische Verhältnisse
von Jean-Luc Bannalec

Bewertet mit 4 Sternen

Da die regionalen Krimis immer populärer werden, habe ich mich lange zurückgehalten und mir keinen der in Frankreich / Italien oder Portugal spielenden Romane eines deutschen Autors angeschaut.  Zumal ich die Verfilmungen Donna Leons absolut fürchterlich finde und auch diese Serie wurde seitens der ARD sehr erfolgreich verfilmt. Also da ich das Ebook geschenkt bekomme habe, sollte ich es auch lesen ...

Geschichte:  Der 91 jährige Hotelier Jean Louis Pennec wird in seinem Hotel erstochen und Kommissar Dupin muss den Fall übernehmen und ermitteln. Dupin vor 3 Jahren aus Paris in die Bretagne versetzt, ist sehr speziell, was jedoch für die Menschen aus der Bretagne allgemein gilt, so dass er eigentlich recht zufrieden sein kann. Der 91 Jährige war sehr aktiv in vielen Vereinen und auch ein Kunstliebhaber. In einer Stadt in der Gauguin vor 100 Jahren gelebt und gemalt hat, kein Wunder. Doch warum tötet man einen 91 Jährigen, der anscheinend keine Feinde hatte und einen sehr geregelten Tagesablauf. Doch es gibt einen weiteren Toten und die Rätsel nehmen zu.....

Das Buch ist gut geschrieben und es wimmelt von Klischees, die aber nicht so aufdringlich wirken, wie in manch anderen Krimis aus anderen Ländern. Die Person wird umgebracht und alle werden befragt und jedes kleine Detail das ans Tageslicht kommt oder weiter unerklärt bleibt, gibt Anlass zur Spekulation und wird weiter erforscht. Sehr gut gemacht, die Aufteilung in 4 Kapitel, welches 4 Tagen entspricht und in denen Dupin wirklich ungewöhnlich und mit viel Nachdenken die Zeit verbringt, was ihn irgendwie sympathisch macht. Es ist kein Action geladener Krimi, sondern besticht vielmehr durch die leisen Töne. Wie schon fast nicht zu verhindern, wird alles an Gastronomie aufgefahren, wobei einzig der Cidre vergessen wurde, ansonsten so ziemlich alles aufgefahren wurde, was geht. 

Neutral bleibend und unabhängig von allem anderen ist es ein guter Roman, der viel zu hoch gejubelt wurde aber auch nicht schlecht ist. Die Figur des Dupin ist sehr gut. Die vielen Personen wurden mit einem Namensverzeichnis am Ende des Buchs dargestellt, was gut war, da mir doch der ein oder andere wieder entglitten war. Klug auch die Sequenzen, in denen eine Frau im Leben des Kommissars angedeutet wurde aber somit viel Luft lässt, für Folgebände. Natürlich gibt es auch die perfekten Helfer, wie seine Assistentin die im Prinzip die Bretagne vollkommen verkörpert und ihm hilft, der entsprechenden Situation zurecht zu kommen und auch in die Geschichte  Einblick zu nehmen. Unterm Strich wurde ich gut unterhalten !

 

P.S:  Unabhängig jeglicher Bewertung...

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der einstige Chef der Fischer Verlage Jörg Bong, hinter der Pseudonym steckt, stellte sich schon damals die Frage, warum der KIWI Verlag einen unbekannten Autor so ins Rampenlicht rückte. Wenn man dabei bedenkt, dass beide Verlage zur selben Gruppe gehören, macht es das schon deutlicher, dass hier jemand von seinen Beziehungen arg profitiert hat, doch mittlerweile spielt das anscheinend keine Rolle, da diese Bücher mit vielen Auszeichnungen bedacht wurden und die Bretagne den Autor mehrfach als Botschafter gewürdigt hat. Das muss jeder selbst für sich einordnen, ob das gegenüber jedem X-beliebigen Autor gegenüber korrekt ist oder nicht.