Rezension

Gelungener Perspektivwechsel

Gedenke mein - Inge Löhnig

Gedenke mein
von Inge Löhnig

Bewertet mit 5 Sternen

Gina Angelucci, die Lebensgefährtin Konstantin Dühnforts, ermittelt, seit die beiden ein Paar sind, bekanntermaßen in der Ermittlungsgruppe Altfälle. Schwanger und kurz vor der Hochzeit stehend, blühen ihr eigentlich der Innendienst und Mutterschutz, doch eine verzweifelte Mutter, die seit zehn Jahren auf der Suche nach ihrer Tochter ist, bringt sie dazu, vor dieser Pause noch einen letzten Fall zu überprüfen. Eigentlich scheint alles klar zu sein, das Paar lebt in Scheidung, der Mann beging Selbstmord und nahm vermutlich die Tochter mit, nur wurde deren Leiche im Gegensatz zu der des Mannes und seinem Abschiedsbrief nie gefunden. Ginas Anspruch ist es daher zunächst nur, der Frau Gewissheit zu verschaffen, indem sie die Leiche des Mädchens findet. Doch schnell stellt sich heraus, dass die Rosenheimer Polizei, in deren Zuständigkeit der Fall damals fiel, mehr als schlampig ermittelt hat. Gina und ihr Team finden in mühsamer Kleinarbeit die bittere Wahrheit heraus.

Stand in den bisherigen Roman Frau Löhnigs der Kommissar Dühnfort im Vordergrund, so nimmt sie diesmal einen Perspektivwechsel vor. Ich finde das Experiment durchaus gelungen, die Reihe bekommt dadurch neue Frische. Natürlich spielt wie in den Vorgängerromanen auch das Private zwischen den beiden Ermittlern, die bevorstehende Hochzeit und die Schwangerschaft Ginas, eine wichtige Rolle. Gerade dieser Aspekt macht und machte die Reihe bisher lesenswert. Ein leichter Kritikpunkt ergibt sich durch das Ende, das sich mir in einigen Aspekten dann doch in all zu viel Wohlgefälligkeit auflöst. Die Mutter des ermordeten Mädchens kann abschließen und hat sofort den neuen Partner für den Neustart, ein zu unrecht Verdächtigter vermeintlicher Kinderschänder kann ebenfalls ein düsteres Kapitel beenden. Da kommt mir Frau Löhnig dem Wunsch des Lesers nach heiler Welt doch ein bisschen zu sehr entgegen.