Rezension

Geschichte mal anders

Der Untergang Barcelonas - Albert Sánchez Piñol

Der Untergang Barcelonas
von Albert Sanchez Pinol

Gleich vorweg: es ist kein leicher Unterhaltungsroman, kein Roman, den man einfach so "verschlingen" kann. Es ist ein Buch über den Untergang Barcelonas im Spanischen Erbfolgekrieg am Anfang des 18. Jahrhunderts, mit vielen militärischen und technischen Details, voller Kampf um Leben und Gut. Voller Toter, Verwundeter und leidenden Menschen.

Albert Sanchez Pinol hat in einem 700 Seiten starken Buch den Untergang Barcelonas aus Sicht des Barcelonesen Marti Zuviria, genannt Zuvi Langbein, erzählt. Zuvi erzählt rückblickend aus seiner Perspektive, indem er seine Geschichte, und damit auch die Geschichte des Untergangs Barcelonas 1714 einer österreichischen Frau, Waltraud, erzählt, die ihm diese Geschichte zu Papier bringt. Seine Anmerkungen, seine verbalen Angriffe auf die "arme" Waltraud lockern vieles auf, denn die Geschichte von Zuvi ist nicht leicht.

Anfangs liest sich seine Geschichte noch sehr lustig und flott, doch dann, in der Buchmitte musste ich auch mit mir kämpfen um das Buch zu Ende zu lesen, denn der Mittelteil ist eher zäh, weil er sehr trocken berichtet. Es geht viel um Krieg und Kämpfe, um einen jungen Mann, der selber keine Ziele hat, weil er sein großes Ziel verloren glaubt. Der sich treiben lässt.

Die zweite Hälfte des Buches beschreibt die Jahre 1713 und 1714 und von Anfang an ist klar, es geht um den Untergang Barcelonas - so heißt ja auch der Titel des Buches. Immer wieder streut der Autor durch Zuvi auch Bemerkungen ein, die vor allem eines klar stellen: Barcelona ist 1714 untergegangen. Aber wie es zum katastrophalen Ende gekommen ist und was dort alles passiert ist, das wird fast chronologisch erzählt. Es geht viel um Taktiken, Fehlentscheidungen, militärischen Strategien, um Angriff und Verteidigung. Und um ein Ende mit Schrecken - aber sind Kriege nicht immer schrecklich ?

Es ist ein historischer Roman, der jedoch so ganz anders ist als alle anderen.
Erwähnen möchte ich hier vor allem die vielen Bilder, die  historischen Zeichnungen, die in diesem Buch mit beigefügt sind und die aus diesem Roman auch ein Sachbuch machen, indem sie die beschriebenen Tatsachen bildhaft untermauern.
Am Ende gibt es noch einen Anhang mit Personenregister, indem die historischen Personen (und die meisten Personen, die in diesem Buch auftauchen sind historisch belegt) nochmals alphabetisch aufgeführt und beschrieben werden und eine Zeittafel.

"Der Untergang Barcelonas" ist ein Buch das einen fordert, bei dem man sich manchmal auch selber durchkämpfen muss, bei dem es auch Durststrecken gibt, das mich am Ende aber doch beeindruckt hat, weil es den Untergang einer Stadt im Spanischen Erbfolgekrieg mit all seinen Opfern Tribut gezollt hat. Denn der Untergang bedeutete auch das Ende der katalanischen Selbstverwaltung.
Hervorheben muss ich noch, dass es es dem Autor gelingt, dieses viele geschichtliche Wissen immer mal wieder mit Humor, Sarkasmus und Nebenschauplätzen aufzulockern, so dass man am Ende mit seinem Protagonisten mitfühlen kann.