Rezension

Gute Idee, aber mehr Potenzial!

Love Show - Britta Sabbag

Love Show
von Britta Sabbag

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Paradies - ein Fake!

Buchrezension: Britta Sabbag - „Love Show - Ist deine Liebe echt?“

Die 17-jährige Ray Seaborn lebt auf einer kleinen Insel vor Neuseeland. Mit ihrem Freund Noah, den sie seit Kindheitstagen kennt und der in ihr mehr als eine Freundin sieht, erkundet sie regelmäßig die Natur ihrer Heimat. Sie fühlt sich wohl bei ihrem Onkel Jim, der sie liebevoll großgezogen hat. Das Leben auf Aroha Island ist für sie so harmonisch, dass sie sich kaum vorstellen kann ihr kleines Paradies zu verlassen. Ihr Leben scheint perfekt und nichts scheint sie stutzig zu machen, an dieser Harmonie, bis zu dem Tag, an dem sie eine ungewöhnliche Entdeckung macht. Als dann Liam, ein junger Botaniker aus der Stadt, auftaucht, muss sie bald erkennen, dass seine Zuneigung einen Hintergedanken hat und ihr Leben, wie sie es kannte, ein Fake ist. Denn sie ist der Star einer großen Fernsehshow, die ihr Leben auf Schritt und Tritt live in alle Welt überträgt; und das Drehbuch zu ihrem Leben schreibt der skrupellose Mr. X. - Ray muss sich nun die Frage stellen, wem sie noch vertrauen kann, wer sie selbst eigentlich ist und schließlich auch, wen sie liebt. Und sie braucht einen Plan, wie sie das Drehbuch ihres Lebens wieder selbst in die Hand nehmen kann...

Mir gefällt der Roman sprachlich gut. Der Autorin gelingt es, insbesondere durch die bildhaften Naturdarstellungen, die Insel Aroha sehr lebendig wirken zu lassen. Der Einbezug der mythischen Elemente und teilweise auch Wörter aus der neuseeländischen Maori-Kultur haben mir besonders gefallen, weil sie den Leser an einen nicht alltäglichen Ort mitnehmen. Auch bekommt man einen lebendigen Einblick in das harmonische Leben der Bewohner auf der Insel.

Ray Seaborn ist eine sympathische Protagonistin. Dadurch, dass die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, findet der Leser schnell einen Zugang zu ihren Gedanken und Emotionen.  Die Fragen, welche sie sich am Ende des Buches zu ihrer Identität stellt, sind durchaus Fragen die auch den (jugendlichen) Leser zum Nachdenken anregen können.

Die Charaktere von Noah und Liam finde ich zu oberflächlich und klischeehaft dargestellt, hier hätte ich mir mehr Tiefe der Figuren gewünscht. Statt auf das Aussehen der beiden Figuren hätte die Autorin mehr Wert auf die Charaktere und die unterschiedliche Weltsicht der beiden legen sollen. Dies setzt sich leider auch in den Dialogen fort. Mich haben die andauernden Hahnenkämpfe zwischen Noah und Liam ab einem gewissen Punkt sehr gestört, da die beiden sich in den scheinbar unpassendsten Situationen, nur gegenseitig Sprüche an den Kopf werfen. Die Dialoge der drei Hauptcharaktere enden daher oft in reinem Geplänkel. - Selbst wenn ich meine Sicht etwas relativieren muss, da ich nicht zur Zielgruppe des Romans gehöre; von einem modernen Jugendroman wünsche ich mir mehr.

Britta Sabbag greift in ihrem Jugendroman eine  spannende Idee auf, die hintergründig auch Kritik an den Medien übt und den Leser vielleicht zum Nachdenken über den eigenen Medienkonsum anregt. Durch den Perspektivwechsel in die „Love-Show“-Studios ist der Leser von Anfang an in die Machenschaften hinter den Kameras eingeweiht; dies hilft gerade anfangs das Geschehen zu überblicken und trägt zeitgleich zum Spannungsaufbau bei. Dass die Handlung im Roman nicht immer ganz logisch ist, ist zu entschuldigen, da es sich um ein rein fiktives Geschehen handelt.

Ich finde das Cover sehr ansprechend. Es spiegelt die mythischen Elemente der Maori-Kultur wieder, die auch in der Handlung eine Rolle spielen. Den Titel „Love-Show“ finde ich etwas irritierend, da es in der Fernsehshow um das Leben von Ray Seaborn geht und diese schon seit ihrer Kindheit beobachtet und ihr Leben manipuliert wird.

Da das Ende sehr offen gehalten wird blieben für mich noch viele Fragen. Wie geht das Leben der drei weiter? Wie empfinden Ray und Noah die ungewohnte Freiheit in ihrem Leben - welche Probleme haben sie? Werden sie weiter von der Öffentlichkeit beobachtet? Genug Material für einen zweiten Band gebe es auf jeden Fall.

FAZIT: Britta Sabbag hat eine spannende Idee in ihrem Jugendroman verarbeitet. Ihr gelingt es sprachlich ein lebendiges Bild der Insel Aroha und ihrer Bewohner zu zeichnen. Dabei schafft sie durch die Einbeziehung von mythischen Elementen der Maori-Kultur aus Neuseeland ein interessantes, weil nicht alltägliches, Setting für ein Jugendbuch. Ray Seaborn ist eine sympathische Protagonistin. Dadurch, dass die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, findet der Leser schnell einen Zugang zu ihren Gedanken und Gefühlen. Die Fragen, welche sie sich am Ende des Buches zu ihrer Identität stellt, sind durchaus Fragen die auch den (jugendlichen) Leser zum Nachdenken anregen können. Geschmälert wird das Lesevergnügen leider durch eher belanglose Dialoge der Figuren und dem verbalen Hahnenkampf der männlichen Hauptcharaktere. Ich hätte bei diesem durchaus spannenden, wenn auch nicht innovativem, Thema aber noch mehr Potenzial erwartet. Deswegen bewerte ich das Buch insgesamt mit 3,5 von 5 Sternen.