Rezension

Gute Unterhaltung mit kauzigen Charakteren

30 Tage Dunkelheit -

30 Tage Dunkelheit
von Jenny Lund Madsen

Bewertet mit 4 Sternen

Hannah schreibt Literatur mit Anspruch. Dumm nur, dass diese nur wenige Leser*innen findet, während jeder 08/15 Krimi dagegen begeistert gefeiert wird.
Aus dem Affekt heraus verkündet sie, dass ein Krimi in dreißig Tagen wohl kein Problem sei. Tja...jetzt heißt es, die großmundige Behauptung auch zu realisieren.
Um in einen Schreibfluss zu kommen, verzieht sie sich von Dänemark in ein kleines isländisches Dorf.

Das Buch hat mich bestens unterhalten.
Ich mochte sowohl die Seitenhiebe auf den Literaturbetrieb und den Rahmenplot, also Hannahs Wirken als anspruchsvolle Autorin und ihre verzweifelte Versuche, den Krimi auch wirklich zu schreiben.

Hannah selbst ist keine Person, die man auf Anhieb ins Herz schließt. Ganz im Gegenteil, sie ist grässlich. Das macht aber wiederum viel Spaß, ein Kollege Hannahs sagt es so schön "Niemand mag eine sympathische Hauptfigur in einem Krimi". Nein, dass kann man Hannah wirklich nicht nachsagen. Im Laufe der Handlung nähert man sich ihr aber an, sehr harte Schale, kein Sonnenschein, aber vielleicht doch nicht so übel wie anfangs gedacht.
Die Figur gefällt mir sehr gut!

Überhaupt sind alle Figuren sehr lebendig geschildert, es haben sich Bilder entwickelt, sie sind zu Bekannten geworden. Das mag ich sehr.

Der Krimi an sich ist nicht megaspannend, aber das Buch fesselt trotzdem.

Lediglich der Schluss hat mich nicht ganz so begeistert. Es war mir dann zu viel Show-Down, vielleicht ist hier die Drehbuchautorin in der Autorin durchgegangen? Das hätte so gut in einem Kinofilm gepasst, im Buch hat es mir nicht so gefallen. Zudem habe ich mit dem Motiv, nein, vielmehr mit den daraus resultierenden Handlungen so meine Probleme.
Deshalb wahrscheinlich das leicht diffuse Gefühl der Unzufriedenheit beim Beenden des Buches, das aber erst ganz am Ende entstand.

Insgesamt aber beste Unterhaltung, vier Sterne.