Rezension

Hamburger Hafengeburtstag wird abgesagt!

Treibland - Till Raether

Treibland
von Till Raether

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

Ein schwimmender Sarg. Und keiner darf von Bord.

Im Hamburger Hafen läuft das Kreuzfahrtschiff «Große Freiheit» ein. An Bord: ein toter Passagier – verstorben an einem geheimnisvollen Virus. Bald herrscht Panik in der Stadt. Kriminalkommissar Adam Danowski, der eigentlich am liebsten am Schreibtisch ermittelt, wird an den Schauplatz beordert. Er kommt einem Verbrechen auf die Spur, das noch unzählige Tote zu fordern droht. Doch das unter Quarantäne gestellte «Pestschiff» darf keiner verlassen, selbst Kommissare nicht, und Danowskis Gegner sorgen mit aller Macht dafür, dass dies so bleibt…

 

Ich gebe zu, von allein hätte ich mir dieses Buch nicht gekauft, weil ich den Klappentext auch für eher gewöhnlich – fast schon langweilig – gehalten habe. Aber das täuscht! Nachdem ich mir eine Leseprobe angesehen habe, hatte mich der Wahn gepackt und schließlich habe ich das Buch dann noch gewonnen und sofort mit dem Lesen begonnen.

Der Schreibstil ist super und passt eindeutig zu dem Protagonisten Danowski, der sowohl ein kleiner Witzbold, als auch ein Mann mit einem «Knacks» ist.

 

Cover:

Auf dem Cover befindet sich neben dem Namen des Autors (Toll Taether), dem Namen des Buches (Treibland), dem Genre (Kriminalroman) und dem Verlag (Rowohlt) das Bild eines Schiffes. Genauer gesagt, das Bild eines Kreuzfahrtschiffes. Angesprochen hat mich das Cover eigentlich gar nicht, weswegen ich mir das Buch auch nie gekauft hätte.

 

Titel:

«Treibland» scheint zunächst nichts mit dem Inhalt zu tun zu haben. Man kann sich also vorerst nur entscheiden: Mag ich den Titel oder nicht? Mir hat er von Anfang an gefallen, einfach weil er ungewöhnlich und irgendwie mysteriös klingt. Warum das Buch so heißt und was überhaupt hinder dem Wort steckt, klärt sich im Buch, das möchte ich nicht vorwegnehmen.

 

Charaktere:

Der hypersensible Danowski ist ein recht gut ausgearbeiteter Charakter mit vielen Eigenheiten und Sorgen. Er sitzt lieber am Schreibtisch und hält sich für gewöhnlich von Unannehmlichkeiten fern. Leider gelingt ihm das nicht so, wie er es gern hätte, denn schon nach kurzer Zeit wird er tiefer in die Ermittlungen reingezogen, als er beabsichtigt hat. Gemeinsam mit seinem Kollegen Finzi ermittelt er in dem Fall des Pestschiffs.

Finzi, Danowskis Partner, ist vermutlich der interessanteste Charakter in «Treibland». Als trockener Alkoholiker wird er nur selten ernst genommen. Auf den ersten Blick ist er der Spaßbringer des Buches, der immer einen witzigen Spruch auf Lager hat, aber wie es denn meistens so ist, trügt der erste Eindruck. Finzi ist neben Danowksi einer der Hauptcharaktere, über den man im Verlauf der Geschichte noch einiges erfährt.

Auch die Nebencharaktere, die ich allerdings nicht vorwegnehmen möchte, sind gut gestaltet und wirken sehr lebendig.

 

Auffälligkeiten:

Beim Lesen ist mir ganz besonders eines ins Auge gestochen: Gerüche. Till Raether hat sich mehr auf das fokussiert, was Danowski riecht, als auf das, was er sieht. Das ist insofern auffällig, weil ich noch nie ein Buch gelesen habe, in dem so viele verschiedene Gerüche vorkommen. Zu Danowski passt dies besonders gut, weil er als Hypersensibler natürlich auf mehr achtet, als vermutlich andere Menschen. Deswegen finde ich es toll, dass der Autor hier viel Wert darauf gelegt hat, dass Danowski eben mehr «sieht», als andere.

Weiterhin ist mir aufgefallen, dass das Schiff «Große Freiheit» heißt. Am Anfang habe ich da noch nicht wirklich drauf geachtet, aber im Nachhinein ist die Ironie unverkennbar.

Als verwirrend, aber nach den ersten dreißig Seiten dann als normal, habe ich die Anführungszeichen empfunden, die ich umgedreht ehrlichgesagt auch noch nie gesehen habe. Aber das Problemchen hat sich recht schnell gegessen.

Witzig hingegen finde ich den Hafengeburtstag, der öfter mal erwähnt wird und der von manchen Charakteren als wichtiger eingestuft wird, als die Bedrohung auf dem Schiff. Der Hafengeburtstag ist definitiv einen Lacher wert!

 

Insgesamt:

«Treibland» hat mir von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut gefallen. Es war angenehm zu lesen, spannend und verzwickt. Und auch wenn man sich die ein oder andere folgende Handlung schon denken konnte, war es nie langweilig.

Das Ende ist so gehalten, dass es einen zweiten Teil geben könnte, was ich auf jeden Fall begrüßen würde.

Letztlich kann ich nur sagen: «Treibland» ist absolut empfehlenswert, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht!

Kommentare

_-The_Joker-_ kommentierte am 01. Juni 2014 um 19:39

Schöne Rezension, schließt sich genau meinem Eindruck an :)